Volltext: Die sprachwissenschaftliche Definition der Begriffe “Satz“ und “Syntax“ (19)

Die sprachwissenschaftl. Definition d. Begriffe »Satz» u. »Syntax«. 107 
Interjectionsbedeutung vorliegt, d. h. wo die ausgedrückte Gemüths- 
bewegung ein eigentliches Gefühl (vgl. S. 102), kein Wunsch, kein 
Begehren ist; das Vorhandensein der letztem Regungen bedingt 
natürlich Versetzung des interjectional lautenden Satzes in die Kate¬ 
gorie des Wunsch-, bezw. Begehrungssatzes. . . . Ganz ebenso verhält 
es sich mit den Ausrufen, zu denen ich, weil sie schon auch einen 
unmittelbaren Vorstellungsausdruck enthalten, auch Bildungen wie 
pardauz! wuppdi! hui! paff ! rechne, sowie »secundäre Interjectionen«, 
wie Gott! Teufel!, bei denen die Apperception auch der Wortbedeu¬ 
tung mindestens nicht durchaus ausgeschlossen ist, wenn auch in den 
allermeisten Fällen der Thatbestand von jemine! oje! u. s. w. bei ihnen 
vorliegen wird. Ausrufe, bei denen unter allen Umständen Syntaxi- 
rung auch von seiten des Sprechenden kaum von der Hand zu weisen 
ist, haben wir wieder in den Fällen, wo aus dem knapp vorher Ge¬ 
sagten eine Lautung wie ich! er! mit Affectbetonung herausgehoben 
wird. — F) Die Grußformeln, z. B. Morgen! Mahlzeit! Monsieur!, 
auf deren verschiedenartigen historischen Ursprung hier nicht einzu¬ 
gehen ist, glaube ich, wie sie heutzutage gebraucht werden (es wird 
gewöhnlich gesagt, man denke sich gar nichts dabei), als Sätze an- 
sehen zu müssen, deren Bedeutung »Gefühl der Höflichkeit in Be¬ 
ziehung auf den Gegrüßten« ist; und der Gegrüßte fühlt auch die 
Höflichkeit, die ihm erwiesen wird, und bezieht sie auf sich, versteht 
also den Gruß, wie er gemeint ist. Es können aber natürlich auch 
seitens des Sprechenden die unter E erwähnten Formen 1 und 2 vor¬ 
handen sein, worauf das dort Gesagte mit den nöthigen Aenderungen 
Anwendung findet. 
Die (Konsequenzen aus dem eben Mitgetheilten zu ziehen, bleibt 
besser dem letzten Abschnitt (S. 119ff.) überlassen; auch was über des 
Sprechenden Bedeutungssyntax des mehrwortigen Satzes hinzuzufügen 
ist, wird später mit zu behandeln sein ; hier dagegen empfiehlt es sich, 
die einmal angesponnenen Gedankenfäden über den »einwortigen Satz« 
möglichst ohne Unterbrechung weiter zu spinnen in einem Abschnitt über 
B. Bedeutungssyntax des Hörenden. 
Manches davon haben wir ja schon gelegentlich der Antworten 
(S. 98, Z. 17ft.), der Fragen (S. 101, Z. 8 ff.), der Interjectionen, Aus¬ 
rufe und Grußformeln (S. 106f.) zu berühren gehabt, und es dürfte
	        
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