Die Hauptformen des Rationalismus.
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sind unbewusst, unbewusst ist sehr häufig auch die Wirksamkeit
rationalistischer Motive in den Einzelwissenschaften. Die philosophische
Arbeit wird dann diese Ansätze ins Bewusstsein zu erheben haben.
Daher findet sich in der Philosophie relativ selten ein vollkommen
unbewusster Rationalismus, weit häufiger, bis in die Gegenwart hinein,
ein nicht vollkommen bewusster. Besonders interessant ist die erste
Erkebung ins Bewusstsein, die der Rationalismus in der griechischen
Philosophie erfahren hat. Ein unbewusst rationalistisches Element
zeigt sich zugleich mit dem Beginn des Philosophirens in dem Ein¬
heitsstreben der ionischen Philosophen. Diese Forderung der Einheit
wird von Xenophanes ausdrücklich und allgemein hervorgehoben.
Heraklit, der das vereinheitlichende Gesetz im ewigenWechsel sucht,
beginnt dann, wie Kühnemann1) es ausdrückt, »den in der Ent¬
wicklung der Philosophie welthistorischen Kampf gegen die Sinne«
und preist das Denken, das allen gemeinsam ist2). Aber weder rein
noch vollbewusst scheint sein Rationalismus zu sein. Parmenides
geht nach beiden Richtungen hin über ihn hinaus. Er fordert nicht
nur Läuterung der Sinneserkenntniss — worauf es bei Heraklit
herausgekommen zu sein scheint — sondern er verwirft sie ganz und
gar. Das reine Denken, das das Eine, Seiende erfasst, ist ihm der)
rechte Weg zur Wahrheit. Denken und Sein sind identisch3). Sein
ganzes System ist im Grunde Verkündigung des Satzes der Identität,
des obersten Denkgesetzes. Aber diesem begeisterten Preise des
reinen Denkens fehlt noch eins: die ausdrückliche und positive Kenn¬
zeichnung dieses wahren Erkenntnissmittels.
Dieser Fortschritt war im’ Kampfe gegen die Sinne nicht zu ge¬
winnen, sondern er entstammt der Abwehr eines anderen Gegners,^
der auf das Erkennen überhaupt den Angriff wagte, nämlich derç
sophistischen Skepsis. Hier wurde geleugnet, dass es Erkennen über¬
haupt gibt; e? wurde damit alles der Willkür des Meinens, dem
Belieben des Einzelnen, dem leeren Gerede überliefert4). Wollte man
1) Grundlehren der Philosophie. Berlin 1899. S. 39.
2) Heraklitos von Ephesos. Griechisch und deutsch von H. Diels. Berlin
1901. Fragm. Nr. 112, 113. — dazu, um den Werth des Gemeinsamen bei H. zu
würdigen, Fragm. Nr. 89.
3) Parmenides Lehrgedicht, griechisch und deutsch von H. Diels. Fragm. I,
Vers 33—38, Fragm. Y, Fragm. VIII, Vers 34—37.
4) Diese negative Charakteristik der Sophisten erschöpft natürlich ihre Ver-