Volltext: Die Hauptformen des Rationalismus (19)

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Jonas Cohn. 
leben nach Analogie des Erkennens zu erklären oder alle Werthe auf 
Erkennen zuriickzuführen. Historisch findet sich besonders der 
psychologische Intellectualismus mit Sensualismus verbunden in der 
einflussreichen englischen Associationspsychologie. Umgekehrt ist es 
unnöthig, dass der Rationalismus mit psychologischem oder werthendem 
Intellectualismus verbunden ist. Eine rationalistische Erkenntniss- 
theorie könnte an sich auch im Seelenleben ein »rationale« anerkennen, 
das nicht »ratio« ist. Freilich wird sich das hier schwerer als für die 
Körperwelt durchführen lassen und hat daher auch historisch kaum 
eine bedeutende Verwirklichung gefunden. Noch weniger aber ist 
der Rationalismus genöthigt, alle Werthe aus denen des Erkennens 
abzuleiten. Der Unterschied von Rationalismus und Intellectualismus 
tritt besonders deutlich hervor, wenn man betont, dass Rationalismus 
f sich auf den Gegensatz: Denken, Empfindung, specieller Intellec- 
i tualismus auf den Gegensatz: Vorstellung, Wille (Gefühl) bezieht, 
wobei die Vorstellung ebenso gut sensualistisch wie rationalistisch 
1 aufgefasst werden kann. 
Definiren und gegen andere Begriffe abgrenzen kann man den 
Rationalismus in einer fast rein theoretischen Untersuchung. Will 
man aber die principiell verschiedenen Hauptformen dieser Grund¬ 
ansicht vorführen, so muss man die historische Entwicklung etwas 
näher zu Rathe ziehen. Denn eine Aufzählung bloßer Möglichkeiten 
würde den Auskünften des Geistes doch niemals genug thun und 
wiederum vieles besprechen müssen, was sich sogleich als werthlose 
Form erweist, die niemals mit der Wirklichkeit eines durchgebildeten 
philosophischen Systèmes erfüllt werden konnte. Die erste Unter¬ 
scheidung lässt sich dadurch machen, dass in einzelnen Systemen oder 
Gedankenreihen der Grundsatz des Rationalismus den Anschauungen 
zu Grunde liegt, aber nicht als solcher ausgesprochen wird, während 
in anderen sich die Reflexion des Denkers grade diesem Grundsätze 
selbst zuwendet. Man kann diese beiden Formen als bewusste und 
unbewusste bezeichnen. Aber diese Namen sind nicht sehr glücklich, 
viel treffender wären die Hegel’schen Ausdrücke »an sich« und »für 
sich seiend«. Doch ist es wohl hoffnungslos, das Vorurtheil besiegen 
zu wollen, das diese Terminologie in Folge ihres vielfachen Miss¬ 
brauches gegen sich wachgerufen hat. 
Die Ansätze zum Rationalismus im vorwissenschaftlichen Denken
	        
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