Volltext: Die Hauptformen des Rationalismus (19)

Die Hauptformen des Rationalismus. 
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gleichheit zwischen Erkennen und Erkanntem. Alle diejenigen Theo- 
rien, die auf irgend einem Gebiete das Erkennen für den allein 
wesentlichen Thatbestand halten, bezeichnet man, um sie vom{ 
Rationalismus zu unterscheiden, als Intellectualismus. Die hier be¬ 
sprochene Ansicht vom Wesen der Welt wäre danach als allgemeiner 
oder metaphysischer Intellectualismus zu bezeichnen. Da er ein 
Logisches zum Wesen des Alls macht, nennt man ihn auch Panlogismus. 
Von ihm zu unterscheiden sind die Formen des speciellen Intellec¬ 
tualismus. Diese beschränken sich auf Gebiete, auf denen die Be¬ 
hauptung, dass sie wesentlich Intellect seien, ohne metaphysische 
Theorien möglich erscheint. Diese Gebiete gehören dann nothwendig 
dem menschlichen Geistesleben an. Hier aber können zwei ganz ver¬ 
schiedene Fragen auftreten, die beide eine intellectualistische Antwort 
zulassen: die nach den wesentlichen Bestandtheilen und die nach 
den herrschenden Werthen im Geistesleben. Im ersten Falle ist 
Intellectualismus eine psychologische Theorie, die es versucht, alle auf 
den ersten Blick nicht intellectuellen Gebilde unseres Seelenlebens 
(Wille, Gefühl) aus intellectuellen Elementen abzuleiten. Im zweiten 
Falle handelt es sich darum, die auf den ersten Blick nicht intellec¬ 
tuellen Werthe, die ethischen, ästhetischen u. s. w., auf die des Er- 
kennens zurückzuführen. So steht dem psychologischen Intellec¬ 
tualismus ein Intellectualismus des Werthens gegenüber, der seinerseits 
wieder in ethischen, ästhetischen und religiösen Intellectualismus zer¬ 
legt werden kann. Beide Arten sind theoretisch von einander unab¬ 
hängig. Man kann das psychologische und das Werthproblem voll¬ 
kommen von einander trennen. Aber selbst wenn man das nicht thut, 
kann man zwar Gefühl und Willen aus Vorstellungsverhältnissen ab¬ 
leiten, das ethisch oder sonst Werthvolle aber doch nicht in diesen 
Elementen sondern nur in jenen Complexen erblicken. Umgekehrt 
kann man die existentiale Selbständigkeit von Gefühl und Wille an¬ 
erkennen, ohne ihnen einen Werth zuzuschreiben. In den vorhandenen 
Systemen bleiben freilich Werth- und Bestandtheilsfrage oft höchst 
ungenügend geschieden und dann geht natürlich eine Form des 
speciellen Intellectualismus unterschiedslos in die andere über. Beide 
Formen des speciellen Intellectualismus können ohne Rationalismus 
vorhanden sein und sind dies auch häufig. Denn auch wenn man 
das Erkennen sensualistisch auffasst, ist es möglich, das ganze Seelen-
	        
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