Volltext: Hume's Lehre vom Wissen (17)

654 
Paul Linke. 
Inhalte der Aufgabe allein muss sich ergehen, was die zu verglei¬ 
chenden Vorstellungen, also die Relata sind, und was innerhalb 
dieser Vorstellungen als das »wirklich Verglichene«, also das Funda¬ 
ment in Meinong’s Sinne zu gelten hat. In dem angegebenen Bei¬ 
spiele ist aber der Inhalt der betreffenden Aufgabe gar nicht deut¬ 
lich angegeben. Ich soll zwei Würfel, einen rothen und einen blauen 
mit einander vergleichen — so lautet die Aufgabe: ihr Ergebniss, 
also die Relation, ist die Constatirung der Verschiedenheit der 
beiden Würfel in ihrer Farbe. Das lässt sich aber auf zweierlei 
Weise interpretiren; zunächst dem Wortlaute entsprechend: Es sind 
zwei in ihrer Farbe verschiedene Würfel dem vergleichenden Sub- 
jecte bereits gegeben — dann aber kann das Vergleichen unmöglich 
noch eine Thätigkeit sein, die zu dem bereits vorausgesetzten Ergeb¬ 
niss führt, nämlich eben der Verschiedenheit hinsichtlich der Farbe. 
Diese Interpretation leidet also an ’einem inneren Widerspruch. Nun 
bleibt aber noch eine, zweite übrig, und es unterliegt keinem Zweifel, 
dass sie das wiedergibt, was Meinong hierbei im Auge gehabt hat: 
dann enthält das Beispiel freilich einen Lapsus im Ausdruck; es 
darf nicht heißen: »vergleiche ich einen rothen und einen blauen 
Würfel und finde sie verschieden«, sondern etwa: »vergleiche ich 
zwei Würfel mit einander und finde sie in ihrer Farbe verschieden, 
nämlich den einen roth, den andern blau ... u. s. w. . . .« Hier 
tritt nun zunächst hervor, dass das Beispiel Meinong’s nicht son¬ 
derlich glücklich gewählt ist, um die Vorgänge des Vergleichens zu 
verdeutlichen. Wenn nämlich in dem betreffenden Falle die Ver¬ 
schiedenheit von blau und roth Vergleichsergebniss sein soll, so wird 
unter normalen Verhältnissen die zu dem betreffenden Vergleiche 
aufgewandte psychische Activität eine ganz verschwindend geringe 
sein. Die Unterscheidung von blau und roth ist offenbar schon ge¬ 
geben, sobald nur überhaupt erkannt ist, dass dieses blau, jenes 
roth ist. Die Erkennung zweier so deutlich verschiedenen Inhalte 
geht aber so schnell von statten (sie dauert bekanntlich etwa 60 °j, 
dass die Bedingungen zur Selbstbeobachtung hier so ungünstig wie 
möglich liegen. So lässt es sich einsehen, dass deshalb auch eine 
Verwechselung zwischen dem, was vor, und dem, was nach dem eigent¬ 
lichen Vergleichen gegeben ist, verhältnissmäßig leicht möglich ist. 
Wollen wir also ein brauchbares Beispiel erhalten, so müssen wir
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.