Volltext: Hume's Lehre vom Wissen (17)

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Paul Linke. 
trotzdem und es wäre thöricht ihn zu verwischen: »man würde lächer¬ 
lich erscheinen — sagt Hume1) — wenn man etwa behaupten wollte, 
es sei nur wahrscheinlich, dass die Sonne morgen aufgehen werde, 
oder dass alle Menschen sterben müssen; obgleich einleuchtet, dass 
wir. von diesen Thatsachen keine höhere Gewissheit haben als die¬ 
jenige, die uns die Erfahrung bietet«. Eine höhere Gewissheit als 
die auf Erfahrung beruhende liefert dagegen die Erkenntniss, welche 
unter dem Hamen knowledge zusammengefasst wird. Beide Arten 
sind principiell von einander zu scheiden; sie sind es, weil die zu 
Grunde hegenden Relationen andere sind. Das Erfahrungswissen 
bezieht sich auf Thatsachen i der Gegenstand des sicheren Wissens 
(knowledge) sind Beziehungen zwischen Ideen: so wenigstens lautet 
die Formulirung des Unterschiedes im Enquiry2) an jener einzigen 
Stelle, an der dort überhaupt von [philos.] Relationen die Rede ist; 
es empfiehlt sich jedoch auch hier den Treatise zu Grunde zu legen. 
Namentlich die eben zuerst genannte Classe ist zweifellos mit »Er¬ 
kenntnis von Thatsachen« etwas vag charakterisirt; denn was sind 
psychologisch genommen Thatsachen? Hume würde sofort zugestehen, 
dass sie uns nur auf dem Wege der Wahrnehmungen, also als Im¬ 
pressionen vermittelt werden können, genau dasselbe gilt aber auch 
von den Vorstellungen, und eine nähere Präcision erscheint in diesem 
Punkte wünschenswerth: eine solche ist aber im Treatise bereits vor¬ 
handen. Hier ist die fragliche Gegenüberstellung nicht die von 
Relationen zwischen Vorstellungen und Thatsachen, sondern die 
von unveränderlichen und veränderlichen Relationen3). Die erst¬ 
genannten sind solche, die nicht verändert werden können, ohne zu¬ 
gleich eine Veränderung in den zu Grunde liegenden Vorstellungen 
herbeizuführen, die also »durchaus durch die Natur der Vorstellungen 
bedingt sind, die wir mit einander vergleichen«. Die veränderlichen 
Relationen dagegen sind »solche, welche sich verändern können ohne 
irgend welche gleichzeitige Veränderung in den betreffenden Vor¬ 
stellungen«. Ein paar Beispiele zeigen noch deutlicher, was gemeint 
ist. »Aus der Vorstellung eines Dreieckes gewinnen wir die Rela- 
1) D. Hume’s Tractat üb. d. menschl. Nat. I., übersetzt v. Köttgen & Lipps. 
S. 171. 
2) D. Hume. Enquiry conc. hum. und. P. IV, sect. 1. 
3) D. Hume. Treat, o. h. n. Yol. I, P. IH, sect. 1.
	        
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