Volltext: Hume's Lehre vom Wissen (17)

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Paul Linke. 
ohne mit Locke’s Identitätshegriff, von dem sogleich die Rede sein 
wird, in Conflict zu kommen. Coexistenz wäre dann ein Specialfall 
der Identität, sie wäre nämlich Identität der Zeit- und Ortsbestim¬ 
mungen, durch die zwei oder mehrere »Ideen« unter anderen gekenn¬ 
zeichnet sind. Wird das aber zugegeben, so ist die Gleichstellung 
beider Relationen natürlich unmotivirt. 
So scheint es fast, als hätte Locke jene ganze Gruppeneintheilung 
gar nicht aus logischen Gründen vorgenommen, sondern einfach die 
am häufigsten vorkommenden »Arten der Uehereinstimmung«, ohne 
auf ihre begriffliche Stellung Rücksicht zu nehmen, nur weil sie ihm 
eben gleich wichtig erschienen, nebeneinander gestellt. Dem entspricht 
es, dass er die Identität (und als ihr Correlat die Yerschiedenheit) 
an die erste Stelle gesetzt hat. Denn beide sind ihm die Grundvor¬ 
aussetzungen alles Wissens: »Es ist die erste Thätigkeit des Geistes, 
wenn er überhaupt irgend welche Wahrnehmungen oder Ideen hat, 
sich dieser Ideen bewusst zu werden (perceive) und, so weit dieses 
Bewusstsein reicht, von jeder zu wissen, was sie ist, und sich dadurch 
auch ihres Unterschiedes, d. h. also der Thatsache bewusst zu 
werden, dass eine nicht die andere ist. Dies ist so unbedingt nöthig, 
dass es ohne dies kein Wissen, kein Folgern (reasoning), kein Vor¬ 
stellen (imagination), überhaupt keinen bestimmten Gedanken geben 
könnte. Hierdurch nimmt der Geist klar und unfehlbar wahr, dass 
jede Idee mit sich selbst übereinstimmt und das ist, was sie ist, und 
dass alle bestimmten Ideen von einander verschieden sind, d. h. dass 
die eine nicht die andere ist; und das thut er ohne Mühe, An¬ 
strengung oder Beweisführung, vielmehr auf den ersten Blick vermöge 
seiner natürlichen Kraft des Auffassungs- und Unterscheidungsver¬ 
mögens«1). In welchem Sinne Locke das Wort Identität verstanden 
wissen will, ist hiernach völlig klar. Offenbar meint er nichts anderes, 
als was wir etwa mit Oonstanz der Begriffe bezeichnen würden; denn 
hei Locke sowohl wie hei Hume müssen wir eingedenk sein, dass das 
Wort Idee (das ja keinesfalls schlechthin mit »Vorstellung« identisch ge¬ 
setzt werden darf) auch unserem »Begriff« entsprechen kann. — Auch 
dieses geht aus dem Obigen hervor: Locke’s Identitätshegriff ist 
kein tautologischer, er bezeichnet also nicht etwa die Identität einer 
1) Ibid. IV, eh. 1, § 4.
	        
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