Volltext: Zur Psychophysik des Geschmackssinnes (17)

Zur Psychophysik des Geschmackssinnes. 
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irgendwie in Beziehung stehen. Begegnet man in den Hand- und 
Lehrbüchern der genannten Disciplinen über die Verbreitung der 
Nerven in der Zungenschleimhaut im allgemeinen theils ungenauen, 
theils einander widersprechenden Ansichten, so vermisst man noch ganz 
besonders einheitliche Angaben darüber, welchen Nerven überhaupt 
die specifische Leitung der Geschmacksempfindung zum Central¬ 
organe zukommt. Die Controverse, ob ausschließlich der N. glosso- 
pharyngeus oder oh mit ihm zugleich der N. lingualis die Geschmacks¬ 
sensation vermittelt, reicht herein bis in die Fachliteratur unserer 
Tage. Eine Zusammenstellung derselben mit Hervorhebung dieses 
Gesichtspunktes finden wir neuerdings bei Zander1), ausführlicher 
noch bei Bautenberg2). Gegenwärtig scheint ja die Ansicht, dass 
der N. glossopharyngeus nur zu dem hinteren Theile der Zunge 
Geschmacksfasem liefert und der N. lingualis die Ränder und die 
Zungenspitze mit solchen versorgt, die Oberhand zu gewinnen. Die 
Einschränkung der Glossopharyngeusinnervation auf die Zungenbasis 
machen die Durchschneidungsversuche des betreffenden Nerven, wie 
sie v. Vintschgau und Hönigschmied3), Sandmeyer4) und Semi 
Meyer5 *) ausgeführt haben, im hohen Grade wahrscheinlich; hei diesen 
Experimenten traten nach einigen Tagen auffallende Veränderungen 
in den Geschmacksknospen des zugehörigen Bezirkes ein; von all 
den genannten Autoren wurde der Vorgang in gleicher Weise erkannt, 
wenn auch verschieden interpretirt. Für die Bedeutung des N. lin¬ 
gualis im Dienste des Schmeckprocesses sprechen namentlich die 
pathologischen Beobachtungen Feodor Krause’s8); seinem Berichte 
entnehme ich folgenden Satz: »Aus diesem Befunde geht hervor, 
dass der Trigeminus Fasern enthält, welche die Geschmacksempfin¬ 
dungen für einzelne Qualitäten, hauptsächlich für Süß, Sauer und 
1) Zander, Ueber das Verbreitungsgebiet der Gefühls- und Geschmacks¬ 
nerven in d. Zungenschleimhaut. Anatom. Anzeiger, XIV, Nr. 5, S. 131—145. 1897. 
2) Rautenberg, Beiträge zur Kenntniss der Empfindungs- und Geschmacks¬ 
nerven der Zunge. Königsberger Dissertation 1898. 
3) v. Vintschgau und Hönigschmied, Pflüger’s Archiv, XIV, 1876; 
XXin, 1880. 
4) Sandmeyer, Archiv für Physiologie und Anatomie, physiol. Abtheilung. 
1895, S. 269. 
5) Semi Meyer, Berliner Dissertation 1899. 
6) F. Krause, Die Physiologie des Trigeminus u. s. w. Münchener medic. 
Wochenschrift 1895, S. 629.
	        
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