Volltext: Zur Psychophysik des Geschmackssinnes (17)

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D. P. Hänig. 
Auch hierüber gehen die Ansichten noch weit auseinander. Die vor¬ 
liegenden psychophysischen Versuche haben wohl nach dieser Seite 
gar mancherlei empirisches Material ergehen, welches auf die Erkennt¬ 
nis des Qualitätensystems des Geschmackssinnes einiges Licht wirft 
aber eine definitive Antwort wird auch auf Grund dieser Ergebnisse 
für das Qualitätenproblem nicht möglich sein. 
Nach dieser orientirenden Uebersicht über den Gegenstand wird 
sich diese Abhandlung zunächst mit einer kurzen Darlegung der 
Versuchsanordnung beschäftigen. Daran schließt sich die Ermittlung 
der geschmackempfindenden Regionen in der Mundhöhle. Als dritten 
Gegenstand behandelt sie das Qualitätensystem des Geschmackssinnes, 
und das vierte Oapitel befasst sich mit der Intensität der fraglichen 
Empfindung. Zum Schlüsse erfolgt eine kurze Beleuchtung der ge¬ 
wonnenen Resultate vom Standpunkte der Entwicklungsgeschichte und 
der mikroskopischen Anatomie. 
Erstes Capitel. 
Die Versuchsanordnung. 
Die vorliegenden Versuche sind, wie schon erwähnt wurde, im 
psychologischen Institute der Universität Leipzig ausgeführt worden. 
Als Versuchszeiten habe ich vier Semester hindurch die Nachmittags¬ 
stunden von 3 bis 5 Uhr streng eingehalten, um die Constanz der 
äußeren Bedingungen zu wahren. Wenn der Zustand der Sättigung 
oder der Nüchternheit nach Jo dl1) den Geschmack alterirt, so wird 
der Versuchsleiter darauf bedacht sein müssen, dass diese etwaige 
Trübung der Versuchsergebnisse wenigstens relativ dieselbe bleibt. 
Das ist nun dadurch angestrebt worden, dass die Experimente stets 
in gleichen zeitlichen Distanzen vom Mittagsmahle vorgenommen 
worden sind. Nur unter dieser Voraussetzung können die Versuchs¬ 
resultate der verschiedenen Beohachtungstage auf einander bezogen 
und unter einander verglichen werden. In der Auswahl der Ge¬ 
schmacksstoffe habe ich mich den Erfahrungen Kiesow’s2) ange¬ 
schlossen; Lösungen von 10^ Sacch. alb., 10% Na CI, 0,2% HCl 
und 0,1% Chin. suif, sind für die Schwellenermittlung wohl geeignete 
1) Jodl, Lehrbuch der Psychologie 1896, S. 271. 
2) Philos. Stud. X, S. 339.
	        
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