Volltext: Zur Psychophysik des Geschmackssinnes (17)

Zur Psychophysik des Geschmackssinnes. 
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schwankt die Schärfe der Auffassung nicht nur individuell weit 
mehr als am Zungenrande, sondern auch die unter gleichen Be¬ 
dingungen vorgenommenen Versuchsreihen bei einem und demselben 
Reagenten lassen die gewünschte Oonstanz vermissen. Die mittlere 
Variation ist an der Innenseite der perceptionsfähigen Zone auf¬ 
fallend groß. 
Alle die auf dem dargestellten Wege erlangten Schwellenwerthe 
habe ich in Tabellen gesammelt, die aber nur unter Bezugnahme auf 
das Protocollscliema Fig. 1 zu verstehen sind. Die Zahlen enthalten 
das arithmetische Mittel aus fünf möglichst einwandfreien Experimen¬ 
ten für jeden normirten Punkt. Aus einem Vergleiche der verticalen 
Rubriken kann man die persönlichen Unterschiede in der Auffassung 
der Geschmacksreize ahlesen. Für die Perceptionsfähigkeit des Ge¬ 
schmacksgürtels an den verschiedenen Punkten seiner Breitenausdeh¬ 
nung ist es mir nicht gelungen, an jedem Reagenten eine gleichgroße 
Zahl von sauber isolirten Resultaten zu gewinnen. Die Zunge ist 
ja gerade hier stark gewölbt, in Folge dessen läuft die Schmeck¬ 
substanz ungemein leicht in die Breite, und die Reizung geht vielmals 
an einer anderen Stelle vor sich, als da, wo sie beabsichtigt war. 
Trotzdem enthalten meine Versuchsprotocolle eine ganze Anzahl Er¬ 
gebnisse, hei welchen derartige Zweifel ausgeschlossen waren, sie 
haben auch das abschließende Urtheil über die räumliche Vertheilung 
der Geschmackssensibilität der Zunge mit beeinflusst, darum werde 
ich sie am geeigneten Orte der Abhandlung mit einschalten; nur 
lassen sich diese Resultate nicht schematisiren wie die übrigen, man 
müsste ihnen denn Gewalt anthun. Durch öftere Ooincidenz der an 
einzelnen Versuchstagen doch nur theilweise ausgefüllten Protocoll- 
schemata des nämlichen Reagenten innerhalb jeder Qualität controlirt 
der Versuchsleiter am besten, welche Schmeckpunkte etwa vernach¬ 
lässigt worden sind und darum in der Folge mehr berücksichtigt 
werden müssen. Erwies sich somit die Form der Protocollführung 
äußerst zweckmäßig für die Ebenmäßigkeit in der Versuchsführung, 
so erleichterte sie auch die erstrebte anschauliche, bildmäßige Dar¬ 
stellung der Perceptionsfähigkeit der Zungenoberfläche. Dabei handelt 
es sich darum, den arithmetischen Ausdruck der Geschmackstüchtig¬ 
keit in ein Raumbild umzuwandeln. Zu diesem Zwecke entwarf ich 
auf carrirtem Papier ein analoges Zungenbild wie in Fig. 1, aber mit 
Wundt, Thilos. Studien. XVII. 39
	        
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