Volltext: Zur Psychophysik des Geschmackssinnes (17)

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D. P. Hänig. 
wurden. Auf kleinere Zwischenräume ließen sich die Abschwächun¬ 
gen bezw. Steigerungen der Perceptionsfähigkeit zahlenmäßig nicht so 
genau auseinanderhalten, zumal die flüssigen Schmecksubstanzen in 
den Speichel diff undiren und dadurch dem Geschmackseindrucke seinen 
örtlich eingeschränkten Charakter nehmen. In Folge der zahlreichen 
Wiederholungen der Experimente wächst ja nicht allein die manuelle 
Sicherheit des Versuchsleiters in der Verabreichung der Geschmacks¬ 
flüssigkeit, sondern auch die Schärfe in der Distanzschätzung am 
Zungenkörper des ßeagenten, so dass ich schließlich auch ohne nach¬ 
drückliche Bezugnahme auf die anfangs markirten Punkte an den 
verschiedenen Versuchstagen identische Stellen des Organs zu afficiren 
im Stande war. Bisher ist nur der Schwellenermittlung am Zungen¬ 
rande gedacht worden; es erübrigt noch, auf die gleichartige Unter¬ 
suchung der anderen Regionen der Schmeckfläche hinzuweisen. Damit 
die Feststellung der local bedingten Reizschwellen möglichst lückenlos 
vor sich gehe, dachte ich mir von der Zungenmitte aus nach den 
untersuchten Punkten des Randes ein Strahlenbild, wie es in Fig. 1 
durch die unterbrochenen Linien skizzirt ist. Dieses Liniensystem 
projicirte ich dann auf die Zungenoberfläche meiner Versuchspersonen. 
In der Richtung der imaginären Hülfslinien ließ ich nun die äußeren 
Reize vom Zungenrande aus nach der Mitte zu einwirken und notirte 
mir an den homologen Punkten des Oontourenbildes die absoluten 
Schwellenwerthe. Auf diese Weise hoffe ich die Schmeckfläche der 
Zunge möglichst allseitig durchforscht zu haben. 
Als allgemeine Thatsache, die ich der leichteren Darstellung wegen 
gleich an diesem Orte vorausnehmen will, ergab sich hierbei, dass 
die Oberfläche der Zunge bezüglich der Schmeckfunction in zwei 
Zonen zerfällt, in eine peripherische perceptionsfähige und eine 
centrale geschmackslose Zone. Die Grenze zwischen beiden ist nicht 
als mathematische Linie zu denken, sondern als ein Grenzsaum. Dif¬ 
fusion der Reize einerseits und mangelhafte Localisation anderseits 
lassen eine exacte lineare Abgrenzung nicht zu. Die am weitesten 
nach innen zu gelegenen Punkte, an welchen gerade noch mit ein« 
deutlichen Geschmacksempfindung reagirt wurde, habe ich in Fig- 1 
mit A', B', C etc. bezeichnet. Verbindet man die letzteren unter 
einander, so gewinnt man die Grenze zwischen den beiden in ihrem 
Verhalten so grundverschiedenen Zonen. An diesem Grenzsauim
	        
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