Volltext: Zur Psychophysik des Geschmackssinnes (17)

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D. P. Hänig. 
Hr. Berg. : Salzig schmeckt vor, aber es ist noch etwas dabei. Salzig, vielleicht 
auch süß dabei und seifig. Es kann eine Mischung sein von salzi 
und süß. Brennend und stechend seifig süßlich. 
Hr. W.: Vorwiegend salzig, vielleicht auch etwas süßlich und brennend 
Beim Ausspülen des Mundes bestimmt süß. Es ist kein reines Salz 
ja, wie soll ich mich ausdrücken. 
In diesen Proben sind alle Varianten aus meinen Versuchs- 
protocollen vertreten. 
Eingedenk der Kiesow’schen1) Alternative: »Entweder ist das 
Alkalische keine besondere Geschmacksempfindung neben den übrigen 
vieren, dann aber müssen diese Eindrücke alle oder zum Theil in ihm 
enthalten sein, oder dies ist nicht der Pall, dann aber ist das Laugen¬ 
hafte unabweisbar eine fünfte Qualität«, habe ich durch Mischung 
bezüglicher Grundqualitäten eine gleiche oder wenigstens gleichartige 
Empfindung zu erwecken gesucht. Da nun bei den meisten Reagenten 
Salzig und Süß als Partialempfindungen in dem Totaleindrucke des 
Alkalischen am häufigsten wiederkehrten, habe ich in Anpassung an 
die individuellen Schwellenwerthe eine Mischung aus salzigen und 
süßen Schmecksubstanzen applicirt. Aber jedesmal wurde die Sen¬ 
sation als salzig-süß und qualitativ verschieden von laugenhaft be- 
urtheilt. Im Fortgange der Untersuchungen habe ich dann die beiden 
Reizcomponenten minimal gegen einander verschoben, sobald aber die 
Unterschiedsschwelle des einen oder anderen Reizes dabei überschrit¬ 
ten wurde, lautete die Antwort: »Ueberwiegend salzig mit zartem süßem 
Beigeschmack« oder umgekehrt, es fehlte vor allem die eigenartige 
Tasterregung, welche den Totaleindruck des Alkalischen qualitativ 
modifieirt. Durch Zugabe einer kleinen Dosis Salzsäure versuchte 
ich die adstringirende Begleiterscheinung zu stärken; es gelang wohl 
annähernd, aber nie vollkommen, einen Eindruck zu erwecken, der 
bei streng unwissentlichem Verfahren mit den eingeschobenen laugen¬ 
haften Empfindungen identificirt worden wäre. Gleichwohl sträubt 
sich auch unsere unmittelbare Erfahrung, das Alkalische als einfache, 
untheilbare Geschmacksempfindung anzuerkennen; der analytische 
Trieb fühlt sich immer veranlasst, den problematischen Eindruck 
in seine Componenten aufzulösen, unter denen er Salzig, Süß und 
Brennend deutlich erkennt. Anderseits kommen wir auch nicht davon 
1) Philos. Studien, X, S. 627.
	        
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