Volltext: Ueber binaurales Hören (17)

Ueber binaurales Horen. 
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sich Seebeck, Mach und Stumpf. Die Frage ist innig verknüpft mit 
der anderen, ob binaurale Gehörseindrücke einander verstärken oder 
nicht, und ob diese Verstärkung peripher oder central bedingt sei. 
pur die Annahme der peripheren Verstärkung entschieden sich Mach 
und Stumpf, für die der centralen Urbantschitsch und Bloch. 
Eine dritte Frage, die dazu in Beziehung steht, ist die der sub- 
jectiven Localisation der Gehörswahrnehmungen beim monauralen 
und binauralen Hören. Da diese Frage außerhalb des Plans unserer 
Arbeit liegt, so mögen hier nur die in das Problem der binauralen 
Schwebungen hineinreichenden Punkte Erwähnung finden. 
Für die Schallleitung von einem zum anderen Ohre kommen vier 
Möglichkeiten in Betracht. Die erste ist die der Luftleitung, ent¬ 
weder direct, um den Kopf herum, oder indirect durch Reflexion. 
Diese Möglichkeit lässt sich bei den Versuchen leicht ausschließen. 
Die zweite besteht "darin, dass der Schall von der Paukenhöhle aus 
durch die Eustachische Röhre in den Nasopharyngealraum gelangt, 
etwa als Luftverdichtung, und durch die andere Tube zum entgegen¬ 
gesetzten Mittelohre oder Trommelfell. Da aber die Tube unter 
physiologischen Umständen geschlossen ist und da die Geräumigkeit 
des Nasenrachenraumes und die Communication desselben mit der 
äußeren Luft mannigfaltige Gelegenheit gibt zur Ausgleichung, so ist 
dieser Möglichkeit nur sehr geringe "Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben. 
Anders verhält es sich mit der dritten Möglichkeit. Der Ton kann 
zunächst physikalisch von einem zum anderen Ohr durch die Schädel¬ 
decke (Schläfenbeine, Scheitelbeine, Hinterhauptbeine) fortgeleitet 
werden. Diese wäre als äußere Knochenleitung zu bezeichnen 
[Schäfer). Es kann aber auch die Schallüberleitung vom Trommel¬ 
fell, von den Gehörknöchelchen, den Fenestris und dem Labyrinth¬ 
wasser aus, durch die Knochen der Schädelbasis, durch die Felsenbein- 
Pyramiden und den Keilbeinkörper stattfinden. Dies wäre als innere 
Knochenleitung zu bezeichnen (Schäfer). 
Nun ist ersichtlich, dass die Schallübertragung durch Knochen¬ 
leitung nur dann stattfinden kann, wenn der Bruchtheil der leben¬ 
digen Kraft der Schallwellen, der sich in den Knochen fortpflanzt, so 
§roß ist, dass die Schallwellen nicht vollkommen in den Knochen 
gedämpft werden. Anderseits ist eine gewisse lebendige Kraft der 
^ehallwellen nothwendig, um eine Gehörsempfindung zu erregen; 
Wu»dt, Philos. Studien. XVII. 29
	        
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