Volltext: Ueber binaurales Hören (17)

Ueber binaurales Hören. 
437 
rechten noch mit dem linken Ohre allein gehört wird, beim gleich¬ 
zeitigen Hören mit beiden Ohren wahrnehmbar erscheinen kann, 
pur diese Erscheinung seien zwei Erklärungen möglich. Die eine 
bestehe in der Annahme der peripheren Reizsummirung durch die 
Knochenleitung, die andere in der Annahme einer Steigerung der 
centralen Perceptionsfähigkeit. Die Möglichkeit einer Knochenleitung 
auch schwacher Schallwellen von der einen auf die andere Kopfseite 
gibt nun zwar Urbantschitsch zu, beruft sich aber auf frühere Ver¬ 
suche1), bei denen er das Besserhören bei binauraler Schallzuleitung 
mit Sicherheit auf eine Erhöhung der centralen akustischen Erreg¬ 
barkeit zurückgeführt zu haben glaubt. In diesem Sinne deutet er 
auch seine Beobachtung, dass man bei binauralem Hören keine Zu¬ 
nahme der Hörfähigkeit findet, wenn bei bedeutender Verschieden¬ 
heit der Ohren hinsichtlich der Hörfähigkeit dem einen ein Ton zu¬ 
geleitet wird, dessen Intensität nahe der Empfindungsschwelle des¬ 
selben liegt, während auf der anderen Seite derselbe Ton zugeleitet 
wird, der noch weit von der Schwelle entfernt ist. »"Wenn man in 
einem solchen Falle die Schallleitung zu dem besser hörenden Ohre 
abschwächt, sei es durch Schallleitungshindernisse, die man in den 
Hörschlauch einlegt, oder durch Belastung der Labyrinthfenster mit¬ 
telst Glycerinbäuschchen oder durch Tamponirung des Gehörgangs 
und auf diese Weise den Gehörunterschied auf beiden Ohren ziem¬ 
lich ausgleicht, so tritt nunmehr hei dieser Versuchsanordnung das 
bessere Gehör bei diotischer Schallzuleitung wieder auffällig hervor. 
Da also in diesem Falle bei bedeutender Verschiedenheit der Hör¬ 
fähigkeit beider Ohren kein verstärktes Gehör bei der diotischen 
Prüfung im Vergleiche mit der monotischen Schallzuleitung statt¬ 
findet, dagegen aber wohl bei Herstellung ziemlich gleicher Hör¬ 
verhältnisse, so ist daraus, meiner Ansicht nach, wohl der Schluss 
gestattet, dass die Gehörszunahme beim diotischen Hören einer er¬ 
höhten akustischen Perceptionsfähigkeit zugeschrieben werden könne, 
(he dadurch zu Stande kommt, dass die Erregung der Hörfunction 
fier einen Seite die akustischen Centren der anderen Seite zu einer 
erhöhten Thätigkeit anregte.« 
Beim diotischen Hören findet sich aber nicht nur eine quantitative 
1) Urbantschitsch, Pflüger’s Archiv, XXXI, S. 280.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.