Ueber binaurales Hören.
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von W. Wundt, welcher sagt: »Vermöge der Bedingungen der
Klangerzeugung ist die Dissonanz sehr häufig mit Schwebungen der
Töne verbunden. Aber nothwendig ist diese Verbindung
nicht« ‘J.
Aus der Darstellung der Resultate, die wir aus unseren Experi¬
menten gewonnen haben, kann man ohne jeden Zweifel schließen,
dass das Phänomen des binauralen Hörens specifische und
subjective Charaktere hat, durch die es sich von dem Phänomen
des monauralen Hörens unterscheidet. Wir beobachteten ferner,
dass die binauralen Schwebungen wegen der eintretenden subjectiven
Rhythmisirung unsicher wurden oder ganz verschwanden, wenn die
Töne eben die Schwelle des Bewusstseins erreichten. Da aber hier¬
bei überhaupt ein gleichzeitiges Hören beider Töne nicht mehr
möglich war, sondern abwechselnd immer nur derjenige Ton über die
Schwelle des Bewusstseins trat, dem sich die Aufmerksamkeit zu¬
wandte, so sind die letzteren Versuche für die Frage des binauralen
Hörens überhaupt und demnach auch für die Frage der Entstehung
binauraler Schwebungen nicht entscheidend.
1) Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie, II, S. 75.