Volltext: Ueber binaurales Hören (17)

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Gino Melati. 
mit dem des monauralen Hörens. Er gibt jedoch zu, dass diese Ver 
Stärkung in umgekehrtem Yerhältniss zu dem Intervall zwischen 
den zwei Tönen stehe, so dass, wenn die Zahl der Vibrationen 
435—586,66 ist, man kaum mehr von einem wirklichen Zuwachs an 
Intensität sprechen könne. 
Wir haben nun in der That beobachtet, dass, wenn die Töne 
eine Differenz von wenigen Vibrationen haben, ein leichter Zuwachs 
an Intensität besteht. Dieser ist aber absolut ausgeschlossen bei den 
Intervallen, in welchen die Differenz der Schwingungen größer als 10 
in der Secunde ist. Die zwei Töne, in dem Maße wie ihre Höhen¬ 
differenz sich vergrößert, verstärken sich nicht nur nicht, sondern 
man hat die Neigung, sie ein wenig schwacher zu beurtheilen als 
im monotischen Hören, und sie erscheinen dem Beobachter immer 
weiter getrennt, der eine vom andern losgelöst. Die Verschmelzung 
der Töne, welche Stumpf erwähnt, und welche von diesem Gelehrten 
wie eins der Phänomene festgehalten wird, die sich unverändert 
im binauralen Gehör erhalten, nimmt im Gegentheil nach meinen 
Beobachtungen stufenweise ab. Die Beobachter nahmen die mit 
einem einzigen Ohr gehörten Intervalle wie eine wirkliche Einheit 
wahr, und es war eine Arbeit von willkürlicher Analyse nöthig, 
um den einen Ton vom anderen zu unterscheiden; binaural dagegen 
erschienen die Töne für sich selbst, d. h. einer unabhängig vom 
anderen, und die Schwebungen erschienen gewissermaßen außerhalb 
der Töne selbst, localisirt an verschiedenen Orten. An dieser Tren¬ 
nung der zwei Töne, im Gegensatz zu jener Verschmelzung, von 
welcher Stumpf spricht, lassen meine Beobachtungen keinen Zweifel. 
Dabei schien es, dass die Töne beinahe ein Intervall bildeten; und 
wenn die Aufmerksamkeit des Beobachters nicht auf die Schwe¬ 
bungen gerichtet war, sondern ausschließlich auf die zwei Töne selbst, 
so bemerkte man ein beständiges Alterniren der Wahrnehmung 
des einen und des anderen Tones. Wenn dagegen, wie gewöhn¬ 
lich, die Aufmerksamkeit auf die Schwebungen gerichtet war, so war 
der allgemeine Eindruck eine deutliche Vorstellung der zwei 
Töne, die nicht in dem betreffenden Ohr, sondern mehr 
nach innen, in den Seitentheilen des Kopfes, localisirt er 
schienen, während die Schwebungen sehr schwach empfuD 
den wurden und zuweilen aussetzten: sie erhoben sich übe
	        
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