452
Grino Melati.
hatten von irgend einer Gefühlsbetonung der Schwebungen gar
nichts bemerkt, was einigermaßen auffällig erscheint, einige waren
schwankend, andere aber fanden die binaural gehörten Schwebungen
weniger unangenehm oder selbst angenehmer als die monotischen
(Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass wir nur von langsamen
Schwebungen, 2—15 in der Secunde, sprechen.)
Eine wichtige Erscheinung, von der wir in dem historischen
Ueberblicke gesehen haben, dass sie schon mehrere Autoren ein¬
gehender beschäftigt hat, ist ferner die Intensitätszunahme der Ge¬
hörsempfindung bei binauralem Hören. Wenn in diesem Falle zwei
Töne annähernd unison sind, so kann es zunächst Vorkommen, dass,
wenn ein Ton zuerst mit einem Ohre gehört wird, dieser stärker
wird, wenn man dann dem anderen Ohre den zweiten Ton darbietet,
oder anderseits ist es auch möglich, dass dieselben beiden Töne,
wenn sie gleichzeitig binaural gehört werden, eine stärkere Empfin¬
dung auslösen, wie wenn dieselben Töne monaural gehört werden.
Alle Versuchspersonen stimmten bei jenen Intervallen, wo die beiden
Töne nur eine sehr geringe Differenz in der Tonhöhe hatten, in der
Versicherung überein, dass ein großer Unterschied in der Intensität
bestehe, wenn man einen Ton auf dem einen Ohre höre und
anderseits beide Töne diotisch höre. Wenn man dann die beiden
Töne zugleich einwirken ließ, so war ein Empfindungszuwachs
nicht sicher zu bemerken, sondern die Beobachter antworteten
unsicher und unbestimmt. Es ist hemerkenswerth, dass die Ver¬
suchspersonen dann geneigt waren, einen Intensitätszuwachs der
Empfindung anzugehen, wenn sie das Intervall zum ersten Male
beobachteten. Aber dies beruht vielleicht auf einer Täuschung, da
sie immer noch die Empfindung der relativ großen Intensität des
binaural gehörten Tons im Bewusstsein hatten. Bei Gelegenheit von
Controllversuchen, an denen Dr. Wirth theilnahm, konnte folgende
Beobachtung gemacht werden. Die beiden Gabeln waren gegenein¬
ander so verstimmt, dass die eine 500 Schwingungen, die andere
504 Schwingungen in der Secunde ausführte. Dr. Wirth gab an,
der rechte Ton sei stärker. Dann beobachtete ich selbst und glaubte
den linken Ton viel stärker zu hören. Um diesen Widerspruch ^n
untersuchen, wurden die Stimmgabeln bezüglich der Tonstärke mit"
einander verglichen, und es fand sich, dass die rechts stehende Ga