Volltext: Ueber binaurales Hören (17)

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Gino Melati. 
Erster Theil. 
Historischer Ueberblick. 
Da eine vollständige Zusammenstellung der auf diesen Gegen¬ 
stand bezüglichen Untersuchungen vor kurzem erst von P. Ros- 
tosky1) gegeben worden ist, so kann ich mich hier damit begnügen, 
das hervorzuheben, was sich speciell auf das im Folgenden zu be¬ 
handelnde Problem bezieht. 
Dove war der erste, der 18392) zum ersten Mal die Aufmerk¬ 
samkeit auf die Erscheinung der binauralen Schwebungen lenkte. 
Er arbeitete mit Stimmgabeln und bemerkte, dass, wenn eine der 
beiden Stimmgabeln, die wenig gegeneinander verstimmt waren, sich 
zuerst vor dem gleichen Ohr wie die andere befand und dann rings 
um den Kopf geführt wurde, die Schwebungen zuerst undeutlich 
wurden und verschwanden, um wieder aufzutreten, sobald die Gabel 
dem anderen Ohre gegenüberstand. Er stellt zum ersten Male die 
beiden Hypothesen einander gegenüber, um welche sich seitdem der 
Widerstreit der Meinungen bewegt hat: entweder kann das binaurale 
Hören der Schwebungen auf einer Uebertragung des Tones beruhen, 
sei es dass diese durch die Luft, sei es dass sie durch die Schädel¬ 
knochen stattfinde, oder es kann durch eine centrale Erregung der 
Schwebungen bedingt sein. Dove seihst hält die zweite Erklärungs¬ 
weise für die wahrscheinlichere. 
Dann beschäftigte sich 1846 Seeheck3) mit der gleichen Frage. 
Er arbeitete mit zwei mäßig großen Sirenen, von denen sich jede 
einem Ohre gegenüber befand. Er hörte dabei ebenfalls Schwe¬ 
bungen und legte sich die Frage vor, wie dieselben zu erklären seien. 
Auf Grund seiner Versuche kam er zu dem Resultate, dass von 
einer »Sympathie« der beiden Gehörsnerven nicht die Rede sein 
könne. Vielmehr erklärt er das Entstehen der Schwebungen aus 
einer doppelten peripherischen Interferenz. Diese komme zum Theile 
durch die Luftübertragung zu Stande, zum Theile auch durch die 
1) Rostosky, in Götz Martius’ Beiträgen zur Psychologie u. Philosophie) 
Bd. I, 2. Heft, 1897. 
2) Dove, Repertorium der Physik, Bd. HI, S. 494 ff., 1839. 
3) Seebeck, Poggendorff’s Annalen, Bd. LXVIII, S. 449. 184(5.
	        
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