448
Gino Melati.
Wissen des Reagenten. Die Versuche wurden sodann in der Weise
ausgeführt, dass zunächst controllirt wurde, dass Luftübertragung
und äußere Knochenleitung ausgeschlossen waren, darauf wurden
die binauralen Versuche angestellt, und die Reagenten schrieben ent¬
weder ihre Beobachtungen auf oder gaben dieselben nach den Ver¬
suchen zu Protocoll. Die erste Frage lautete: »Was hören Sie?«
Die weiteren Fragen bezogen sich dann auf die Intensität, ob ein
wahrnehmbarer Intensitätsunterschied zu beiden Seiten, bestand, auf
das Vorhandensein von Schwebungen, auf die Zahl derselben, auf
die Beschaffenheit derselben, auf die Rauhigkeit des Tones und auf
die Art und die Sicherheit des Urtheiles. Der Versuch schloss end¬
lich damit, dass der Ton beider Stimmgabeln gleichzeitig, und auch
aufeinander folgend, monotisch dargeboten wurde. Es wurden dann
beide Eindrücke miteinander verglichen und dieselben Fragen wieder¬
holt. Besonders wurde gefragt, ob sich der Charakter der Schwe¬
bungen geändert habe und ob eine subjective Verstärkung des Tones
eingetreten sei.
I.
Bei einer ersten Gruppe von Versuchen lagen die Töne noch
merklich oberhalb der Schwelle, waren aber so leise, dass die Ueber-
tragung durch die Luft und durch die äußere Knochenleitung, wie
Controllversuche lehrten1), ausgeschlossen war. Es wurden dann die
1) Um die Verhältnisse der Knochenleitung zu controlliren, wurden in die
Versuchsreihen stets Einzelversuche derart eingeschaltet, dass die Versuchsperson
aufgefordert wurde, den einen Gehörgang mit dem Finger zu verschließen, dann
wurde das Tönen der einen Stimmgabel öfters auf kürzere oder längere Zeit
unterbrochen, und die Versuchsperson hatte unterdessen, während sie den einen
Gehörgang mit dem Finger verschlossen hielt, die Tonempfindung, die auf der
gegenüber liegenden Seite erregt wurde, zu beobachten. Sie hatte dann anzugeben,
wann und ob jener Ton sich änderte. In diesem Falle konnte zweierlei geschehen,
wenn nur ein Ton vorhanden war: nämlich erstens kam es zuweilen vor, dass dw
Versuchsperson dann Schwebungen zu hören glaubte, sie täuschte sich also; u®
zweiten Falle hörte sie keine Schwebungen, sie bemerkte aber das Leererwerden
des Tones. Das bewies, dass die Versuchsperson richtig beobachtete und die Ver
suchsbedingungen geeignete waren. Wenn dann beide Gabeln erklangen, währe
die Versuchsperson den einen Gehörgang verschlossen hielt, so konnte es vor
kommen, dass dieselbe Schwebungen hörte und die Zahl derselben richtig ang
In diesem Falle war das Vorhandensein einer Luftübertragung oder Kn°c_
leitung positiv erwiesen und die Töne mussten weiterhin abgeschwächt wer»