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Gino Melati.
diese lebendige Kraft wurde von Toepler und Boltzmann1) Zl)
1,10-n kg bestimmt. Mach2) fand einen noch kleineren Werth
Es fragt sich nun, ob die Schallaufnahme durch die Schädelknochen
einen Betrag erreicht, der oberhalb der lebendigen Kraft liegt, welcher
die Hörschwelle entspricht, und oh dieser Betrag der lebendigen Kraft
groß genug ist, um als Wellenbewegung in den Schädelknochen nicht
vernichtet zu werden; ob fernerhin nicht durch die Knochenleitung
auch noch Schallwellen fortgeleitet werden können, deren lebendige
Kraft unter dem der Hörschwelle entsprechenden Betrage liegt; oder
oh umgekehrt die Knochenleitung bereits hei einer lebendigen Kraft
der Schallwellen aufhört, die oberhalb der lebendigen Kraft, der die
Hörschwelle entspricht, liegt.
Schäfer beschäftigte sich eingehend mit der Frage der Schall¬
zuleitung durch die Schädelknochen von einem Ohre zum anderen3).
Sein hauptsächlichster Versuch besteht darin, dass er vermittelst
eines Besonators, der an das eine Ohr gehalten wird, die Empfin¬
dung eines Tones wieder hervorruft, der von einer Stimmgabel er¬
zeugt wurde, die inzwischen vollkommen verklungen war. Bei diesem
Versuch haben er und andere bemerkt, dass auch der leiseste Ton
verstärkt und im Innern des Kopfes localisirt wird, wenn man das
andere Ohr verschließt. Da in diesen Versuchen die Luftübertragung
vollständig ausgeschlossen war, so besitzt, wie Schäfer meint, keine
andere Hypothese eine größere Wahrscheinlichkeit als die, dass auch
in diesem Falle, bei leisesten Tönen, eine Knochenleitung existirte.
Ich bezweifle nicht die Exactheit dieser Versuche; doch möchte
ich hier schon auf Beobachtungen bei meinen eigenen Versuchen hin-
weisen, die den von Schäfer aufgestellten Satz mindestens erheblich
einschränken. Ich habe mittelst der Stimmgabeln, die ich benutzte,
nicht nur beliebig leise Töne, die an der Grenze der Hörbarkeit
lagen, herstellen können, sondern ich konnte diese auch, wie beider
Besprechung der besonderen Versuchsanordnung dargelegt wird, von
beliebig langer Dauer erhalten, so dass ich die Möglichkeit hatte,
die Erscheinungen mit größerer Bequemlichkeit und Sicherheit zU
1) Töpler u. Boltzmann, Pogg. Annalen, CXLI, S. 351. ,e
2) Mach, Optisch-akustische Versuche, die spectrale und stethoskopi8
Untersuchung tönender Körper. Prag 1872.
3) Zeitschrift f. Psych, u. Phys. d. S., IV, S. 348; V, S. 397.