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Felix Krueger.
festgestellt worden. Aus meinen Beobachtungen zu schließen, ist ihre
Existenz ebenso unwahrscheinlich, wie die der Untertöne und Mitteltöne.
4. Neue Theorien des Hörens.
Die zahlreichen Schwierigkeiten, die man auf Grund der That-
sachen in der Helmholtz’schen Hörtheorie fand oder zu finden
vermeinte, legten den Gedanken nahe, statt mit Erweiterungen und
Zusatzhypothesen, es mit einer völlig anderen Auffassung des physio¬
logischen Vorganges zu versuchen. Seihst Stumpf, dessen Ton¬
psychologie im allgemeinen auf dem Boden jener Theorie stand, und
der alle dagegen erhobenen Einwände mit vorsichtiger Zurückhaltung
behandelte, erklärt in einer seiner neuesten Veröffentlichungen ge¬
legentlich (34, 18 Anm.), die Resonanzhypothese werde »nicht wohl
mehr zu halten sein«.
a. Meyer’s Theorie der Wellenzerlegung.
Meyer gelangte unmittelbar durch das Studium der Differenz¬
töne (46) zu dem Versuche, die Physiologie des Hörens über
Helmholtz hinaus weiterzubilden. Die Helmholtz’sche Erklärung
der subjectiven Combinationstöne konnten auch wir nicht als befrie¬
digend anerkennen. Von allen gegen die Resonatorentheorie erhobenen
Einwänden bleibt dieser allein bei genauerem Zusehen übrig. Das
gilt auch von den kritischen Ausführungen Meyer’s. Sein Versuch
(47, 19; 48, 43) »die Unmöglichkeit der Existenz von Resonatoren
im Ohre« allgemein darzuthun, ist keineswegs überzeugend gelungen.
Die von Helmholtz als Resonatoren in Anspruch genommenen
Fasern der Grundmembran sind im Vergleich zu ihren vorausgesetzten
Eigentönen so klein, dass von vorn herein eine starke Belastung
jedes dieser mitschwingenden Theilchen angenommen wurde, und
schon Helmholtz hat diese nothwendige Annahme durch ana¬
tomische Thatsachen gestützt. Meyer findet die Längen Ver¬
schiedenheiten der Membranfasem im Vergleich zu dem Umfang
der Tonwahrnehmung so gering und die dadurch geforderten Unter¬
schiede der Belastung so »colossal«, dass die Resonatörentheorie schon
an ihren anatomischen Voraussetzungen scheitere. Thatsächlich