Volltext: Zur Theorie der Combinationstöne (17)

Zur Theorie der Combinationstöne. 
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Beobachtungen mitgetheilt -werden, die die Annahme eines wahrnehm¬ 
baren Mitteltones nothwendig machten. Der von Stumpf zuerst 
beschriebene, von mir genauer untersuchte Zwischenton findet sich 
nur hei engen Intervallen, höchstens bis zur kleinen Terz. Er wird von 
Stumpf völlig zureichend nach der reinen Zerlegungstheorie und Reso- 
nanzhypothese erklärt (32, 484; cf. die folgenden Seiten 272 ff.). Diese 
Erklärung stützt sich auf die wohlbegründete Annahme, dass jeder 
einfache physikalische Ton eine ganze Anzahl benachbarter Nerven- 
elemente erregt (wobei man den Begriff der Nachbarschaft sich be¬ 
liebig ins Eunctionelle umdenken kann), und dass die beiden Erregungs¬ 
zonen der primären Töne theilweise übereinander greifen; die mehr 
oder weniger sinusähnliche Mitteltoncurve kommt dabei als solche 
gar nicht in Betracht. 
Die theoretische Deduction Hermann’s geht von dem Aus¬ 
nahmefalle gleicher Amplituden der Primärtöne aus. In allen anderen 
Fällen weicht, wie Hermann seihst hervorhebt, die Schwingungs¬ 
zahl des Mitteltones vom arithmetischen Mittel der primären Schwin¬ 
gungszahlen ah, und was bedenklicher ist: die Gipfel seiner Welle 
fallen dann nicht mehr in die Mitte zwischen zwei Durchgängen durch 
die Gleichgewichtslage, die Curve entfernt sich mehr und mehr von 
der Sinusform. Hermann deutet zwar an (36, 497), bei den von 
Helmholtz vorausgesetzten Resonatoren des inneren Ohres brauche 
man nicht nothwendig nur an mechanische Elasticität zu denken; 
er erinnert an den wellenförmigen Ablauf der Nervenerregung und an 
die elektrischen Vorgänge, die den Gesetzen der linearen Elasticität 
analog verlaufen; er denkt an complementäre Schwankungen um 
einen nervösen Gleichgewichtszustand, an einen periodischen Wech¬ 
sel zwischen einem Spaltungs- und einem synthetischen Restitutions- 
process (Dissimilation und Assimilation nach Hering). Auch mir 
ist es wegen der Kleinheit der in Frage kommenden anatomischen 
Gebilde höchst wahrscheinlich, dass die Resonatorenhypothese, falls 
sie alle übrigen Angriffe überleben wird, in diesem Sinne über die 
rein mechanische Auffassung hinaus entwickelt werden muss. Allein 
an der Zerlegung der combinirten Schwingungen genau nach dem 
Ohm’schen Principe muss so lange wie möglich festgehalten werden. 
Denkt man sich den einer einfachen Tonempfindung entsprechenden 
physiologischen Vorgang auch durch solche Schwingungen ausgelöst,
	        
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