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Felix Krueger.
könne. Aehnlich wie Pipping warnt Zwaardemaker davor, auf
Grund noch umstrittener Thatsachen die mannigfach bewährte Pe-
sonatorenhypothese voreilig aufzugehen.
Die mathematische Theorie der complicirten Bewegungsvorgänge,
die bei der periodischen Tonunterbrechung in der Luft entstehen, ist
meines Wissens seit Helmholtz nicht weiter geführt worden. In
keinem Falle wurde bisher der strenge Beweis geliefert, dass ein
wahrgenommener »Unterbrechungston« weder als Differenzton erklär¬
bar, noch auf eine in der Luft vorhandene pendelförmige Schwingungs-
componente zurückführbar wäre. Diese Erscheinungen dürfen daher
vorläufig gegen die Helmholtz’sehe Theorie des Hörens nicht ins
Feld geführt werden1).
Damit verliert aber auch die Hypothese Koenig’s ihre
wichtigste Stütze, wonach die multiplen Schwebungen unmittelbar
durch die Maxima und Minima der Gesammtwelle entständen. Nach
der Helmholtz’schen Theorie des Hörens können Schwebungen nur
entstehen, wo zwei benachbarte Töne zugleich gegeben sind.
Thatsächlich konnte ich nicht nur die Schwebungen der verstimmten
Multiplen, sondern alle überhaupt festgestellten Schwebungsarten in
dieser Weise auf verstimmte Primen zurückführen, indem ich die be¬
theiligten Töne ermittelte und weiter verfolgte. Koenig hat, wie
früher erwähnt, die Tonhöhe der Schwebungen im allgemeinen nicht
beachtet. Die Mehrzahl seiner Schwebungsbeobachtungen lässt sich
nach Analogie der meinigen auf (theilweise unanalysirte) Diffe¬
renztöne zurückführen; in einigen Fällen, nämlich hei den multiplen
Schwebungen der weitesten Intervalle, wirkten höchstwahrscheinlich
1) Die vorliegende Arbeit war bereits abgeschlossen, als mir durch die Freund¬
lichkeit des Herrn Schaefer dessen in Gemeinschaft mit Abraham angestellte
» Studien über Unterbrechungstöne « bekannt wurden (inzwischen erschienen :
60 , 207). Die Unterbrechungstöne wurden dabei auf die beiden bisher am
häufigsten angewendeten Arten erzeugt: einmal in der Dennert’schen Weise
mit angeblasenen rotirenden Scheiben, die in kreisförmiger Anordnung einen
periodischen Wechsel von undurchschlagener Fläche und von gleich großen,
gleich weit von einander entfernten Löchern boten; ferner nach dem Vorgänge
Koenig’s mit Löchern von periodisch zu- und abnehmender Größe. In beiden
Fällen wurde der »Unterbrechungston« durch einen auf ihn abgestimmten
.Resonator erheblich verstärkt und demnach als objective pendelförmige Com-
ponente in der gesammten Sehwingungsbewegung nachgewiesen. Die Unter¬
brechungstöne der ersten Art waxen von Obertönen begleitet.