244
Felix Krueger.
Diese Beobachtung hat auch Koenig gemacht. Die Tliatsache findet
sich in der Litteratur mehrfach angedeutet, z. B. bei Helmholtz
(21, 255). Ferner sind nach meinen Ergebnissen jenseits der Octave
die Stärkeunterschiede der gleichzeitig vernehmbaren Differenztöne
im Vergleich zur ersten Periode geringer. Hier sind (59, 357) mit
Ausnahme einiger enger Zwischendifferenztongebiete Dt und Zt, durch¬
schnittlich stärker und deutlicher als die D-Töne höherer Ordnung.
Für die über eine Octave hinausgehenden Klänge ließ sich das nicht
mehr allgemein behaupten. Namentlich ist in der dritten Periode
(Duodecime bis Doppeloctave) der hohe, von 2 n bis 3 n aufsteigende
Dl vielfach der leiseste Differenzton und nicht überall mit Sicherheit
nachzuweisen.
Alle nicht mit Stoßtönen zusammenfallenden, also alle hier
zum Vergleich in Betracht kommenden Differenztöne liegen höher als
der Grundton, zwischen den beiden Primärtönen. Solche zwischen¬
liegenden Differenztöne hat Koenig in seiner Hauptversuchs¬
reihe niemals bemerkt. In tieferer Tonlage hat er nur an Hülfs-
gabeln von entsprechender Tonhöhe Schwebungen wahrgenommen.
Dadurch kam er (23, 216) zu dem Schlüsse, »dass die Differenztöne
in jedem Falle ganz außerordentlich viel schwächer sein müssen, als
die Stoßtöne sind«. Obwohl durch meine Beobachtungen die that-
sächliche Grundlage dieses Ergebnisses stark eingeschränkt wird (vgl.
oben S. 210), habe ich bereits angegeben, dass zwischenliegende Dif¬
ferenztöne im allgemeinen auch relativ leiser und undeutlicher sind
als Differenztöne derselben Ordnung innerhalb der ersten Periode,
im Vergleich mit solchen höherer Ordnung. Sie sind vor allem
schwieriger zu bemerken, entziehen sich leichter der Aufmerksam¬
keit. Das hat mannigfache besondere Ursachen und scheint einer
allgemeinen Gesetzmäßigkeit des Empfindungslebens zu entsprechen.
Bei drei primären Tönen verhält es sich für mein Ohr ganz analog.
Schlage ich auf dem Claviere einen über die Octave hinausreichenden
Zweiklang stark an und gebe gleichzeitig möglichst leise einen dritten
Ton, so erscheint mir regelmäßig dieser dritte, wenn er zwischen
den starken Tönen liegt, leiser und weniger deutlich, ja er wird eher
unmerklich, als wenn er, gleichweit von einem der starken Töne ent¬
fernt, unter oder über dem Hauptzweiklange gelegen ist. (Analoges
scheint mir im Gebiete des Hautsinnes obzuwalten. Doch müssten