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Felix Krueger.
sonanz verwechselt hat. Wo jedoch Koenig die Stärkeverhältnisse
seiner secundären Schwebungen angibt, stimmen diese Beobachtungen
durchaus mit den meinigen überein. Von den secundären Schwe¬
bungen der ersten Periode sind auch bei ihm die der Quinte am
stärksten; in der zweiten Periode die der gr. Decime u. s. w. Die
Schwebungsarten, die er nicht angibt, müssten auch nach seiner
Theorie besonders leise sein. Danach würden bei der kleinen Terz
und der kleinen Septime die beiden primären Stoßtöne mit einander
schweben, die hier, mit den Dl und D., zusammenfallend, im Ver¬
hältnis der Doppeloctave stehen; bei der Tredecime bildet Koenig’s
oberer primärer Stoßton [Dt) die Octave des unteren (J)z). Pür den
Tritonus, die kleine Sexte und die kleine Decime müsste die Theorie
der multiplen Schwebungen einen secundären Stoßton zu Hülfe nehmen ;
denn die beiden primären Stoßtöne stehen hier überall im Verhältnis
der Quinte.
Meine etwas eingehendere Untersuchung der Schwebungserschei¬
nungen hatte, wie man sich erinnert, zu dem Eesultat geführt, dass
alle Schwebungen ohne Ausnahme auf dem Vorhandensein einer
verstimmten Prime beruhen. Abgesehen von den Schwebungen
des primären verstimmten Einklangs, die hier nicht in Betracht
kommen, konnte ich für Koenig’s primäre Stöße überall einen Diffe¬
renzton nahe dem Grundtone, für die secundären zwei benachbarte
Differenztönc nachweisen. Diese Auffassung stimmt zunächst allein
mit dem bis jetzt unerschütterten Ergebniss der Stumpf’sehen Ver¬
suche über Obertöne (33, 660), wonach ein einfacher primärer Ton
mit einem anderen von annähernd multipler Schwingungszahl Schwe¬
bungen nur bilden kann durch Vermittelung mindestens eines Dif¬
ferenztones.
Meyer’s oben zurückgewiesene Einschränkung dieses Satzes wäre
der Koenig’schen Theorie ebenso ungünstig. Entscheidend sind die
Beobachtungen über die Tonhöhe der Schwebungen. Koenig’s
Anschauung würde für alle schwebenden Zweiklänge mit Ausnahme
der verstimmten Primen fordern, dass zwei von einander weit ent¬
fernte Theiltöne als schwebend gehört würden, von denen der höhere
die Octave, Duodecime oder ein anderes Multiplum des tieferen dar¬
stellte. Die Schwebungen z. B. der verstimmten Octave, Duodecime
und Doppeloctave müssten an beiden Primärtönen haften. Für