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Felix Krueger.
Ich untersuchte 15 verschiedene Schwebungsarten hinsichtlich
ihrer unmittelbaren Abhängigkeit von Obertönen. Es wurden nur
solche Klänge ausgewählt, deren Schwebungen der Beobachter sicher
und deutlich hörte; vorzugsweise diejenigen, hei denen nach früheren
oder ad hoc eingeschobenen Versuchen die Schwebungen der betref¬
fenden Art am merklichsten waren. In höherer Tonlage kamen
demnach im Durchschnitt frequentere Schwebungen zur Beobachtung
als in der Tiefe. Aus den dargelegten technischen Gründen be¬
schränkte ich mich auf die Grundtöne 256, 512 und 1024. Die
engeren Intervalle wurden sämmtlich in diesen drei Tonlagen vorge¬
legt; die weiteren nur mit den beiden ersten oder nur mit dem tief¬
sten Grundton, soweit eben mein Material an Stimmgabeln reichte.
Von den ex hypothesi betheiligten Obertönen wurde immer nur einer
ausgeschaltet, nämlich der des Grundtones ; auf ihn wurden alle sechs
Röhren des Apparates abgestimmt. Dabei ist noch zu berücksichtigen,
dass die Einstellung eines Interferenzsystems für einen Ton n gleich¬
zeitig für dessen ungerade Multiplen, 3 n, 5n u. s. f. gilt. Die Töne,
für die der Interferenzapparat unmittelbar eingestellt wurde, waren
nach dem Gesagten, wenn n die Schwingungszahl des Grundtons
ausdrückt : 2n hei den verstimmten Octaven, 3 n bei der Quinte und
Duodecime, 4 n hei der Quarte und Doppeloctave, 5n bei der großen
Terz, großen Sexte und großen Decime, 6n bei der kleinen Terz,
7 n beim Tritonus, hei der verminderten Septime 4: 7, der vermin¬
derten Decime 3: 7 und der verminderten Quatuordecime 2:7, 8 n
hei der kleinen Sexte und der Undecime 3: 8. Die vollkommeneren
von diesen (verstimmten) Consonanzen, bei denen die kritischen Ober¬
töne am tiefsten liegen, wurden am häufigsten und an den zahl¬
reichsten Beispielen untersucht, namentlich die Octave, Doppeloctave,
Quinte und Duodecime. Hier kamen auch solche (stark ver¬
stimmte) Intervalle zur Beobachtung, bei denen die Schwebungen der
Verschmelzungsgrenze nahe lagen und daher leise waren. In den
Fällen, wo nicht, wie bei der Octave, Duodecime und Doppeloctave,
der höhere Primärton den zweiten hypothetischen Schwebungston
bildet, sondern einer seiner Obertöne, schickte ich zur Controlle auch
beide Primärtöne durch den Interferenzapparat, wodurch bei
schwachen Verstimmungen zweifellps auch der zweite — dem ersten
nahe benachbarte — der kritischen Obertöne ausgeschlossen wurde.