Zur Theorie der Combinationstöne.
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weniger als einen halben Ton beträgt, gänzlich zu einem Zwischen¬
ton verschmelzen, so gibt es auch Zwischentöne aus Differenz¬
tönen. Sind zwei benachbarte Differenztöne noch zu weit von ein¬
ander entfernt, um völlig zu verschmelzen, so hört man nicht selten
einen Zwischenton und daneben einen der constituirenden Töne oder
beide. Dadurch kann die Zahl der wahrnehmbaren Differenztöne
bis auf sechs steigen (vgl. 59, S. 658, Mö57 hei 512 + 944). Andrer¬
seits vermindert sich diese Zahl natürlich da, wo zwei oder mehr D-
Töne mit einander oder mit dem Grundton ganz verschmelzen oder
zusammenfallen. Man sieht schon theoretisch leicht ein, dass die
Mehrzahl aller die Doppeloctave nicht wesentlich überschreitenden
Intervalle mindestens einen Differenzton enthalten muss, der einem
anderen zu nahe liegt, um gesondert hervortreten zu können. — Die
meisten Intervalle, die innerhalb der angegebenen Grenzen bleiben,
enthalten ferner (namentlich bei tieferer Lage der primären Töne)
einen theoretischen Differenzton, der zu tief ist, um als Ton, oder
um überhaupt wahrgenommen zu werden. Die untere Hörgrenze der
Differenztöne liegt, mäßige Intensität des primären Klanges voraus¬
gesetzt, hei etwa 44 Schwingungen; für D-Töne höherer Ordnung
noch etwas höher. Der Differenzton 5. Ordnung wird hiervon wie
auch von der Zwischentonverschmelzung am häufigsten betroffen (die
anderen in abnehmendem Maße mit abnehmender Ordnungszahl). I).
war denn auch kaum mit Sicherheit festzustellen, wenn beide Primär¬
töne tiefer als 512 lagen; im übrigen trat er nur sporadisch und
fast nie anders als in Zwischentonverschmelzung auf. Meistens war
sein Vorhandensein nur aus Schwebungen und aus der Verstärkung
eines anderen D zu erkennen. Er ist durchschnittlich weitaus der
leiseste und undeutlichste Differenzton. D-Töne 1. bis 4. Ordnung,
deren Schwingungszahl über der Hörgrenze hegt, treten selten so
weit zurück, dass sie auch hei wiederholter Untersuchung des Klanges
unvemehmlich bleiben; D, und D% nur dann zuweilen, wenn sie (bei
Intervallen jenseits der Octave) höher als n, zwischen den Primär¬
tönen liegen. (Vgl. hierzu außer dem eingangs citirten Experimental¬
berichte S. 208 ff. dieses Capitels). Bei einem einzelnen Versuche können
natürlich zufällige Umstände zur Folge haben, dass bald der eine,
bald der andere Combinationston unentdeckt bleibt. Erst durch ge¬
naue Analysen und durch Vergleichen zahlreicher Klänge ergab sich
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