208
Felix Krueger.
hältniss der primären Schwingungszahlen durch zwei um eine Einheit
verschiedene kleine Zahlen auszudrücken ist (bis 6) und ebenso, wo
diese Yerhältnisszahlen größer sind als etwa 16, ist die Zahl der ver¬
nehmbaren Differenztöne relativ beschränkt. Im ersten Falle dadurch,
dass jeweils zwei oder mehr Differenztöne zusammenfallen; aber das¬
selbe gilt von allen consonanten Intervallen, also auch von 3:5, 4:7,
5 : 7, 5 : 8, 1: 3 u. s. w und von deren geringen Verstimmungen. Die
engsten Intervalle andrerseits, von der Prime bis etwa zur kleinen
Secunde, können, gleichviel welche Zahlen ihr Schwingungsverhältniss
ausdrücken mögen, deshalb nur wenige Differenztöne deutlich hören
lassen, weil hier die höheren einander und dem Grundtone zu nahe
liegen, während der tiefste die untere Hörgrenze entweder gar nicht
oder nur wenig überschreitet. Aber dasselbe gilt genau von der ver¬
stimmten Octave, annähernd von der Duodecime und Doppeloctave ;
und ein wegen zu geringer Tonhöhe unhörbarer oder undeutlicher
Differenzton ergibt sich noch bei sehr vielen anderen Klängen. Dass
man im allgemeinen die Zahl der Differenztöne nicht auf 3 beschrän¬
ken darf, am wenigsten bei den Dissonanzen und unvollkommenen
Consonanzen der ersten Periode, brauche ich nach den Berichten über
meine Versuche nicht näher auszuführen.
Auch Meyer’s dritte Eegel, die über die Octave hinausgehenden
Klänge betreffend, ist zu eng. Manche Intervalle der zweiten und
dritten Periode lassen den dort allein geforderten D-Ton auf keine
Weise hören; und die meisten enthalten, wie meine Versuche zeigen,
mehr als einen.
Nach jener Hegel gäbe es keine zwischen die Primärtöne
fallenden Differenztöne. Diese vielfach und neuerdings wieder
von Schaefer vertretene Ansicht ist von Meyer früher ausdrücklich
bekämpft worden (46, 186). Er selbst hörte hei zwei Stimmgabel¬
tönen vom Verhältnis 3-: 8 den D, (vgl. dagegen neuestens 51, 55)
und Stumpf berichtete, er habe an der Geige mehrfach (z. B. eben¬
falls bei der Undecime) zwischenliegende Differenztöne, auch solche,
die nicht von Obertönen hergeleitet werden können, unzweifelhaft,
wenn auch nur schwach gehört. Meyer’s Mittheilung,- dass auch
Koenig bei 3:8 den Dl gehört habe, muss freilich auf einem Ver¬
sehen beruhen. Koenig versichert vielmehr (23, 216; ch S. 194)
bei c3 + fl [3:8] »durchaus kein a3 [5]« und auch bei einigen