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Felix Krueger.
Erstes Capitel.
Die Thatsaclien.
Zahlreiche irrthümliche Beschreibungen der Combinationserschei-
nungen und weiter reichende theoretische Differenzen erklären sich
aus der Lückenhaftigkeit der Beobachtungen, die es hier im Zusam¬
menhänge zu begreifen galt. Viele Theoretiker waren selbst mit den
thatsächlichen Ergebnissen ihrer Vorgänger nur ungenau vertraut;
die meisten verzichteten, wie es scheint, von vornherein darauf, den
Widerstreit der Vorgefundenen Angaben kritisch zu schlichten. Ich
konnte durch meine Versuche das Beohachtungsmaterial erheblich
vermehren und ergänzen. Eben dadurch gelang es, auch in der
älteren Litteratur werthvolle Angaben nachträglich besser zu würdi¬
gen, zweifelhafte historisch zu verstehen und nach Möglichkeit nutz¬
bar zu machen.
a) Eigene Beobachtungen über die Combinations-
erscheinungen.
Um die Erörterung zu vereinfachen, und schon im Interesse
einer eindeutigen Bezeichnungsweise, muss ich zunächst die Haupt¬
ergebnisse meiner eigenen Versuche noch einmal zusammenfassen.
Danach gilt Folgendes als Regel:
Aus dem Zusammenklange zweier annähernd gleich starker Töne
von mittlerer Lage (200 bis 1500 Schwingungen) entstehen ein Sum¬
mationston und 4 bis 5 Differenztöne. Die Tonhöhen dieser Diffe¬
renztöne sind derart zu berechnen, dass man zunächst die Schwin¬
gungszahlen der primären Töne und dann fortgesetzt die beiden
kleinsten Schwingungszahlen von einander subtrahirt. Zum Beispiel
heim Zusammenklange der Töne 1024 [n = e3] und 1328 [«'] : A =
nl — n = 304; Di — n — Di — 720; A = A — TJl = 416; Dt =
A - A = 112; A = A - A = 192.
Diese Regel erleidet einige leicht erklärbare Einschränkungen.
Vor allem durch die Thatsache der Verschmelzung nahe benach¬
barter Töne. Wie zwei primäre Töne, deren Höhenunterschied