Zur Theorie der Combinationstöne.
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anderem auf der übermäßigen Stärke der von ihm benutzten pri¬
mären Töne.
Die zur Bildung von Oombinationstönen nothwendige Intensität
der Primärklänge wird noch heute — vorwiegend aus theoretischen
Gründen — vielfach überschätzt; so auch von Koenig (vgl. 23, 219
oben). Diesem Vorurtheil ist meines Wissens zuerst Stumpf
entgegengetreten. Er gibt an (32, 248), zu Zeiten, wo er viel darauf
achtete, habe er »Differenztöne von der Violine, am Clavier, bei ge¬
deckten Pfeifen u. s. f. hundertfach auch in Fällen gehört, wo die
Tongebung die schwächste war, die überhaupt hergestellt werden
konnte. Ja, bei solchem Pianissimo traten die Differenztöne . . . .
noch deutlicher hervor, als bei stärkerem Primärklang«. Aehnliches
wurde von den besten neueren Beobachtern festgestellt, von Her¬
mann (35), Meyer (46) u. a. Auf Grund derselben Erfahrung
legte ich schon bei der Bestellung meiner Stimmgabeln kein Gewicht
auf ungewöhnlich große Tonstärke, die bekanntlich meistens durch
einen größeren Beichthum an Obertönen erkauft werden muss. Meine
Gabeln tönten bei gleich kräftigem Streichen nicht so laut, wie die
Koenig’schen, die ich damit vergleichen konnte; sie waren, wie früher
erwähnt, sämmtlich durch schwere Laufgewichte gedämpft. Trotz¬
dem fand ich es nicht nur nicht nöthig, sondern sogar ungünstig, sie
mit größtmöglicher Kraft zu streichen (vgl. 59, 317 ; 604). Maximale
Stärke der primären Klänge erschwert ganz allgemein die Analyse
und feinere Bestimmung der Theilerscheinungen ; die leisesten darunter
werden hierdurch meist ganz unter die Schwelle der Merklichkeit
hinabgedrückt; am ehesten, wenn man, wie Koenig, im Tonerzeu¬
gungsraum selbst beobachtet, wo noch die starken sogenannten Er¬
zeugungsgeräusche hinzukommen. Es ist mir in theilweisem Gegen¬
sätze zu Stumpf (a. a. O.) sogar wahrscheinlich, dass diesseits einer
bestimmten Intensität, bei mittelstarken oder etwas über mittelstarken
Primärtönen die leiseren Combinationserscheinungen nicht nur im
Vergleich zum Primärklange, sondern absolut stärker sind als
jenseits dieser Intensitätsgrenze. Wenn Koenig bei seinen aller¬
lautesten Gabeln den einzigen Differenzton sehr enger Intervalle bis
zu 26 Schwingungen nach der Tiefe verfolgen, und ebenso, wenn er
zuweilen noch um das Intervall 1:10 Schwebungen feststellen konnte,
so waren das gewiss Erfolge seiner ungewöhnlich starken Tongebung,
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