Zur Theorie der Combinationstöne.
197
verstimmten Accorden Schwebungen »höheren Grades«, deren Ge¬
schwindigkeit auf die Betheiligung von Diiferenztönen schließen ließ.
Die Differenztöne selbst und die Höhenlage der Schwebungen wurden
nicht besonders untersucht. Scheibler stützte sich auf die Ergeb¬
nisse Hällström’s und auf die Annahme, dass alle Schwebungen
jenseits der Yerschmelzungsgrenze einfach in einen Combinationston
übergingen. Wiederholentlich hörte er Octavenstöße und erkannte
das Gesetz ihrer Geschwindigkeit [$vni = n — DJ. Die verstimmte
Doppeloctave n : 4w — 4 ergab 4 Schwebungen p. sec., die auf das
Zusammenwirken des Grundtones mit D.3 zurückgeführt wurden. Im
übrigen handelte es sich stets um disharmonische Drei- und Vier¬
klänge und um Schwebungen, für die man Differenztöne erster oder
zweiter Ordnung verantwortlich machen konnte. Die messende Beob¬
achtung ergab regelmäßig die theoretisch erwartete Geschwindigkeit
der Schwebungen; d. h. die sorgfältig festgestellten Schwebungszahlen
waren jedesmal sehr annähernd gleich dem Schwingungsunterschiede
der beiden nächstbenachbarten, nach Hällström berechneten Com¬
binationstöne. Die »Hörbarkeit« der beobachteten Schwebungen war
im allgemeinen um so geringer, je höher die Ordnungszahl der als
betheiligt angenommenen Differenztöne war. Scheibler entwickelte
aus seinen Ergebnissen verschiedene Methoden, um Octaven und
engere Intervalle mit Hülfe der Schwebungen- rein abzustimmen, und
er selbst verfuhr praktisch danach. Hinsichtlich der Differenztöne
zieht Boeber aus alledem den Schluss, »dass die Combinationstöne,
gleichwie die gewöhnlichen Töne, beim Zusammentreffen Stöße er¬
zeugen, deren Zahl gleich der Differenz derjenigen Vibrationszahlen
ist, durch welche die Combinationstöne auszudrücken sind«. In
diesem Sinne formulirte er allgemein die Schwebungsgeschwindigkeit
für die verstimmte Octave, Quinte, Quarte und die beiden Terzen.
Soweit die Versuche Scheibler’s mit meinen Beobachtungen an
Zweiklängen verglichen werden können, haben sich seine Ergebnisse
mir in allem Wesentlichen bestätigt. Alle secundären Schwebungs¬
arten, die Scheibler und Boeber anführen, sah auch ich auf Grund
der Thatsachen mich genöthigt zu unterscheiden, und zwar noch ehe
ich die Boeber’sche Arbeit kannte. Da ich eine erheblich größere
Zahl von Zweiklängen untersuchte, konnte ich diese Schwebungen
in verschiedenen Tonlagen genauer, namentlich auch bis an ihre