Volltext: Zur Theorie der Combinationstöne (17)

Zur Theorie der Combinationstöne. 
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richtung der Membran sei eine Wellenbildung ausgeschlossen, eine 
solche finde vielmehr nur in der Querrichtung statt, und die Quer¬ 
fasern müssten, wie gespannte Saiten, nahezu unabhängig von einander 
schwingen. 
Aber nehmen wir einmal an, die Basilarmembran vollführe beim 
Hören thatsächlich Bewegungen von ganz analoger Form, wie die 
Ewald’scben Membranen bei der Berührung schwingender Stimm¬ 
gabeln. Dann hätten wir für jeden einfachen, allein erklingenden 
Ton eine bestimmte Anzahl gleich weit von einander abstehender 
Knotenlinien und dazwischen die entsprechenden, unter sich genau 
gleichen Wellenbäuche. Das Bild wird aber sofort viel weniger ein¬ 
fach und übersichtlich, wenn zu einem gegebenen auch nur ein. 
zweiter Ton hinzutritt. Von den Knotenlinien des ersten bleiben 
dann nur diejenigen erhalten, die mit Knotenlinien des zweiten zu¬ 
sammenfallen. Betrachten wir zunächst den einfachsten Fall, dass die 
Schwingungszahl des höheren Tones ein ganzes Vielfaches derjenigen 
des tieferen betrage. Nur dann können für den tieferen Ton wieder 
so viele Knotenlinien sich ergeben, als wenn er allein erklänge. Stehen 
die beiden Töne z. B. im Verhältnis der Octave, so liegt es ja am 
nächsten, anzunehmen, dass alle Knotenlinien des tieferen Tones mit 
den ungeradzahligen des höheren zusammenfallen, während dann, wie 
bei der Ewald’schen Membran, die geradzahligen Knoten des höheren 
Octaventones natürlich in die Mitte der Spatien des tieferen zu liegen 
kämen. Soll nun, wie Ewald es für einzelne Töne annimmt, der 
gleichmäßig sich wiederholende Abstand zweier absoluter Minima der 
Schwingungsbewegung, also zweier Knotenlinien im strengen Sinne 
des Wortes für die Tonempfindung maßgebend sein? Dann kämen 
beim Octavenzweiklang nur die Knotenlinien des tieferen Tones in 
Betracht, und man dürfte nur ihn hören. Unter derselben Voraus¬ 
setzung ergäbe sich für jedes Schwingungsverhältniss der objectiven 
Töne subjectiv ein Ton, der zu dem primären Klange jeweils ein 
anderes Verhältnis hätte; z. B. für 32:45, wie Meyer (50, 351) 
nchtig ausführt, der Toni; denn wenn wiederum die beiden Wellern 
Systeme mit der gleichen Phase beginnen, so sind hier die absoluten 
Minima, d. h. die zusammenfallenden Knotenstellen um 32 Knoten 
des tieferen oder um 45 des höheren Tones von einander entfernt. 
Anf diese Weise erhielten wir für jedes beliebige Intervall den Ton, 
Wiundt, Philos. Studien. XVII. 20
	        
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