296 Felix Krueger.
Experimente gelangen auch, wenn die Membran beiderseitig von
Wasser umgeben war.
Ganz analog diesen interessanten Erscheinungen denkt sich nun
Ewald die Bewegungen der Basilarmembran beim Hören von Tönen
und Klängen. Sie soll dann ebenfalls in ihrer ganzen Längenaus¬
dehnung schwingen, unter Bildung von stehenden Wellen, deren Zahl
oder Länge für die Höhe des empfundenen Tones maßgebend sei.
Der specifische Nervenreiz für eine bestimmte Tonhöhe besteht dem¬
nach nicht in isolirtem Mitschwingen eines bestimmten Membrantheils,
sondern in einem charakteristischen Schallbilde, d. h. in der Ver¬
keilung der räumlich jeweils feststehenden Knotenlinien und Wellen¬
bäuche über die ganze Membran. Je höher der Ton, um so zahl¬
reicher sind die Knotenlinien, um so kleiner ihre immer gleichen
Abstände von einander. Ist eine einzelne Stelle der Membran functions¬
unfähig, so bleibt die typische Gestalt des Schallbildes vollständig
erhalten; sie wird in gesetzmäßig charakteristischer Weise alterirt,
wenn eine regelmäßige Folge von Tonimpulsen periodisch auf kurze
Zeit unterbrochen wird. Ein einzelner Luftstoß oder eine unperio¬
dische Luftbewegung können auf der Membran nur laufende Wellen,
für das Bewusstsein nur den Eindruck von Geräuschen erzeugen. —
Dass wir es im inneren Ohre mit erheblich complicirteren physi¬
kalischen Bedingungen zu thun haben, als bei den von Ewald be¬
nutzten Gummimembranen, liegt auf der Hand. Zunächst sind ja die
Ausmessungen der Basilarmembran so klein, dass jedes functions¬
fähige Modell sehr weit darüber hinausgehen muss. Wichtiger ist,
dass der Grundmembran die Schwingungen des Trommelfells nicht
durch einen ihr unmittelbar aufliegenden festen Körper mitgetheilt
werden, der die Stelle der Ewald’schen Stimmgabel verträte. Auch
besteht die Grundmembran bekanntlich nicht aus einer einheitlichen
und gleichförmigen Masse, sondern ist aus lebendigen Zellen sehr
verschiedenartig aufgebaut (vergl. Meyer 50, 347 ff.); sie ist durch
zahlreiche, zu ihrer Längsrichtung senkrecht gestellte, relativ schwere
und von einander unabhängige Gebilde belastet. Sie ist ferner in
der Querrichtung ziemlich straff, in der Längsrichtung dagegen sehr
schwach gespannt und leicht zerreißbar. Eben aus diesen Thatsachen,
namentlich aus der zuletzt erwähnten, von Hens en festgestellten,
folgerte Helmholtz, ganz im Gegensatz zu Ewald, in der Längs-