Volltext: Zur Theorie der Combinationstöne (17)

Zur Theorie der Combinationstöne. 
291 
Sprach laute unterstützt wird. Die Sprechweise eines Individuums — 
und ähnliches gilt von den meisten Naturlauten — ist außer durch 
die Eigenschaften der einzelnen Laute stets durch solche Eigenthüm- 
lichkeiten charakterisirt, die dem zeitlichen Verlauf der zusammen¬ 
hängenden Rede angehören: durch Nuancen der Modulation, des 
Rhythmus und der Betonung überhaupt. Der ganze, für gewöhnlich 
nicht analysirte Complex dieser Eigenschaften gibt jeder individuellen 
Sprechweise eine sehr bestimmte Färbung. Schon die Klangfarbe 
im engeren, musikalischen Sinne des Wortes bildet, in der Termino¬ 
logie von Ehrenfels und Cornelius zu reden, eine Gestalt- 
qualität, d. h. eine über die Qualitäten aller Theilinhalte hinaus¬ 
gehende specifische Eigenschaft des Empfindungsganzen. Während 
nun die musikalische Geübtheit vorzugsweise in einer durch Uehung 
erworbenen Fähigkeit der Analyse besteht, hat man es heim Unter¬ 
scheiden und Wiedererkennen von Klangfarben mit Eigenschaften 
akustischer Complexe zu thun, die auch ohne genauere Analyse be¬ 
merkt werden und der Aufmerksamkeit sich mehr aufdrängen, als 
die Eigenschaften elementarerer akustischer Inhalte. Dasselbe gilt 
in gesteigertem Maße von der durch die Vielheit ihrer Componenten 
einzigartig qualificirten Sprechweise eines jeden Menschen. 
Ein 4. Einwand Ewald’ s richtet sich nicht unmittelbar gegen 
die Resonatorenhypothese : der Unterschied zwischen Consonanz und 
Dissonanz werde von Helmholtz nicht befriedigend erklärt. Ewald 
behauptet nicht — was sich auch schwerlich beweisen ließe — die 
Thatsachen der Consonanz und Dissonanz ständen der Helmholtz- 
schen Hörtheorie entgegen. Seine Ausführungen beziehen sich vor¬ 
zugsweise auf die Unannehmlichkeit der Dissonanzen und wenden sich 
gegen die Zurückführung der Dissonanz auf Schwebungen. Hierauf 
wird meine nächste, ausschließlich dem Consonanzproblem gewidmete 
Abhandlung des näheren eingehen. 
An 5. Stelle verweist Ewald auf die fundamentale Thatsache, 
dass wir von zwei Tönen eindeutig entscheiden können, welcher der 
höhere ist. Dafür gebe die Resonanztheorie keine Erklärung. Er 
beruft sich auf eine Aeußerung Mach’s: »Wir ordnen die Töne ihrer 
ö e nach in eine Reihe. Wie gelangen wir dazu? Dies ist noch 
v°u gar keiner Seite aufgeklärt«. Mach hatte, im allgemeinen auf 
dem Boden der Helmholtz’schen Hörtheorie stehend, dafür eine
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.