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Gotti. Friedr. Lipps.
b. Induction.
1st (A ; B) nicht deductiv erkennbar, so kann diese Beziehung
nicht zum logischen Bereiche von A gehören : sie ist dem Begriff von
A in der vorliegenden Form fremd. Die Erkenntniss von (A ; B) setzt
daher eine veränderte Auffassung von A voraus, so dass an dem aus
A entstandenen Al die fragliche Beziehung, die somit in Wahrheit
eine Beziehung (A ; B) ist, haftet. Ist nun A an Stelle von A ge¬
treten, so gehört die Beziehung (A' ; B) entweder dem Begriff oder
dem logischen Bereich von A an. Sie gehört zum Begriff von A,
wenn sie unmittelbar zur Bestimmung von A dient. Sie gehört zum
logischen Bereich von A', wenn A durch eine andere neue Beziehung
{A1 ; C), die gleichfalls dem Begriff von A in der vorliegenden Gestalt
fremd ist, bestimmt wird, und sodann (A'; B) aus (A; C) deducirt
werden kann. Es ist aber Ä nichts anderes, als das durch die Be¬
zugnahme auf B oder C näher bestimmte A. Man kann darum A’
das mit B unmittelbar oder mittelbar in Beziehung gesetzte A nennen
und sagen, dass die Beziehung (A\ B) den bereits vorhandenen Be¬
ziehungen beigesellt und in den Begriff von A oder in den logischen
Bereich von A eingeführt wird. Eine solche Einführung nenne ich
Induction.
Es fragt sich nun, wie die veränderte Auffassung von A oder
der Fortgang von A zu A oder die nähere Bestimmung von A durch
Induction möglich ist. Um dies einzusehen, ist die Entstehung der
Denkgegenstände zu berücksichtigen.
Ein Denkgegenstand entsteht, indem das Denken an dem ur¬
sprünglich und schlechthin gegebenen Inhalte des Bewusstseins sich
bethätigt. A kann daher ohne einen zu Grunde liegenden Bewusst¬
seinsinhalt und die an letzterem vollführte Denkarbeit nicht bestehen.
Der Bewusstseinsinhalt und die Denkarbeit bilden die unumgängliche
Voraussetzung für A. Ich will sie die Unterlage von A nennen.
Demzufolge ist es möglich, statt auf den Begriff von A vielmehr auf
die Unterlage von A sich zu stützen, um den Zusammenhang von A
und B zu erschließen. Die Unterlage von A kann nämlich zugleich
die Unterlage von B oder von einem in erkennbarer Beziehung zu B
stehenden C sein, so dass, wenn A durch das Denken erfasst wird,
zugleich B oder C zum Gegenstände des Denkens wird.