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Gotti. Friedr. Lipps.
ist P
St ist P
S3 ist P
alle S werden P sein.
Denn hier sind Su Sv S3 . . . oder alle 8 nichts anderes als die den
Begriffsumfang bestimmenden Substrate des gegebenen Denkgegen¬
standes A, während P den auf A zu beziehenden Denkgegenstand B
bezeichnet.
Es ist aber klar, dass eine vollständige Theorie der auf Er¬
fahrung gegründeten Induction beide Möglichkeiten berücksichtigen
muss: den Fall der Begriffsverengerung ebensowohl wie den Eall
der Begriffsergänzung. Denn beide Fälle kommen vor, und jeder
kann einen Fortschritt in der Erkenntniss des gegebenen A mit
sich führen.
Der Erfolg der Induction besteht jedenfalls dann in einer Be¬
griff sergänzung, wenn die in dem Wissensgebiete, dem A angehört,
vorhandene Erkenntniss dazu nöthigt, eine Beziehung zwischen A und
einem noch unbekannten Denkgegenstande vorauszusetzen, und es sich
nur um die Feststellung dieses Denkgegenstandes handelt. Dann ist
möglicher Weise eine einzige Beobachtung hinreichend, um das an
irgend einer Unterlage von A thatsächlich gefundene Zusammen mit
B als eine ohne Rücksicht auf die besondere Beschaffenheit der
Unterlage gültige und somit für A schlechthin bestehende Zusammen¬
gehörigkeit aufzufassen. Fehlt eine solche besondere vorbereitende
Erkenntniss, so muss ein allgemein gültiger Grundsatz der empirischen
Forschung (z. B. Causalität, psychophysischer Parallelismus), der in
»Was von den Theilen einer Sphäre gilt, das gilt auch von dem Begriff selbst, in
dessen Sphäre diese Theile stehen«, und ebenso aus der Definition Gneiße’s
(Deduction und Induction, eine Begriffsbestimmung. 1899, S. 23:: »Induction ist
das Denkverfahren, das die einzelnen Gegenstände eines Begriffs wie diesen selbst
durch ein mit ihm nothwendig verknüpftes Merkmal näher bestimmt, indem es
dieses Merkmal an allen beobachteten Erscheinungen desselben Begriffs als stetig
nachweist«.