Ueber Mosso’s Ergograplien.
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sodass nur das gerade für die Kritik des Ergogramms Wichtige hier
herbeigezogen werden soll.
Der Verwendung des Ergographen von Seiten der Psychologen
liegt eine Gruppe von Hypothesen zu Grunde, die verschieden formu-
lirt werden können, ganz allgemein sich aber in eine der im Folgen¬
den dargelegten Formen bringen lassen; dabei ist ausdrücklich zu
betonen, dass die folgenden Ausführungen sich nicht gegen Mos so
wenden, da dieser an der hier eingerissenen Begriffsverwirrung nicht
schuldig und nicht betheiligt ist.
Dass das Ergogramm nicht unmittelbar als Ausdruck eines central
bedingten Ermüdungsprocesses aufgefasst werden kann, geht aus allem
Vorhergehenden hervor; es könnte demnach vermuthet werden, dass
die im Ergogramm sich ausdrückenden Ermüdungsvorgänge einen
bestimmten Antheil enthalten, der aus der centralen Ermüdung her¬
rührt und diese mitbestimmt. Eine gewisse Berechtigung zu einer
solchen Hypothese läge vor, wenn erweisbar wäre, dass im Ergo¬
gramm die Ermüdung des Muskels durch willkürliche Muskelaction
eine andere ist, als durch isolirte Faradisirung derselben Muskeln.
Eine solche Behauptung wurde in der That von Mos so aufgestellt,
es möchte aber scheinen, dass man derselben mit schwerwiegenden
Bedenken gegenübertreten kann. Einer solchen Hypothese gegenüber
können wir uns nur auf den Standpunkt stellen, dass die rein mus¬
kulären Erscheinungen, die hei der Entstehung des Ergogramms in
Betracht kommen, so verwickelte sind, dass der Antheil der centralen
Ermüdung überhaupt nicht abgrenzbar ist. Diese Hypothese ist für das
Ergogramm durch keine einwandfreien Versuche gestützt und des¬
halb als willkürlich abzulehnen. Eine andere Form solcher Hypo¬
thesen wäre die, dass eine bestimmte Menge psychischer Energie
vorhanden wäre, etwa innerhalb der Zeit t bis und dass diese in
derselben Weise in der central bedingten Innervation der Muskeln
■wie in anderen centralen Vorgängen verbraucht werde. Annahmen
dieser Art sind es oft, die versteckt zu Grunde gelegt werden, wenn
aus dem Ergogramm auf die intellectuelle Ermüdung ein Schluss
gezogen werden soll, indem dann stillschweigend angenommen wird,
dass für die Muskelaction um so weniger Energie disponibel bliebe,
je mehr hei der intellectuellen Arbeit Energie verbraucht worden sei.
Diese Hypothese lässt sich in einer ansprechenderen Form entwickeln