Volltext: Ueber Mosso‘s Ergographen mit Rücksicht auf seine physiologischen und psychologischen Anwendungen (17)

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ßobert Müller. 
amyotropischer Lateralsclerose ein anderes Brgogramm geben wird 
wie ein gesunder, dasselbe wird für einen schweren Diabetiker oder 
Phthisiker gelten. Dann ist sicher, dass sich gewisse Ermüdungstypen 
differenziren lassen, für welche gewisse Formen der Gipfellinien der 
Curven bezeichnend sind ’). Auch für gewisse Fragen des Muskel¬ 
stoffwechsels 2), die Wirkung des Alkohols, des Zuckers, der Narcotica, 
sind Aufschlüsse durch das Ergogramm gewonnen worden und ihre 
Gewinnung denkbar, wenn auch diesen Ergebnissen gegenüber, wie 
aus später darzulegendem ersichtlich werden wird, ein gewisses Miss¬ 
trauen durchaus gerechtfertigt ist. Ferner ist es sicher, dass der 
Apparat für gewisse »Brutto«-Untersuchungen der Muskelphysiologie 
über Arbeitsgröße und Yertheilung der Arbeitsleistung brauchbar 
ist, — aber alles das nur in der Hand eines Sachkundigen. Wir 
wollen also zugeben, dass man mit dem Ergographen Ermüdungs- 
curven gewinnen kann, die eine weitergehende Schlussfolge gestatten. 
Was weiter? 
Zunächst ist daran festzuhalten, dass das Ergogramm den Ver¬ 
lauf der Ermüdung von Muskeln darstellt. Darin ist aber ver¬ 
schiedenes enthalten. Diese Ermüdung könnte ganz dem nervösen 
Centralorgane angehören, man müsste dann annehmen, dass Nerv 
und Muskel unermüdbar seien; das ist sicher nicht der Fall. Dem 
Nerven gehört diese Ermüdung nicht an, denn dieser ermüdet über¬ 
haupt nicht oder wenigstens nicht in den hier in Betracht kommen¬ 
den Zeiten (Wedenski, Mascliek, Bowditch)3). Dann konnte 
1} Mosso, S. 132. Zwei Hauptformen der Gfpfellinie, eine gegen die Ab- 
scissenachse convexe und eine gegen diese concave. 
2) Z. B. Mosso’s Angaben über die Abhängigkeit der Muskelarbeit von der 
Jahreszeit. 
3) Wedenski, Telephonische Untersuchungen über die elektrischen Erschei¬ 
nungen in Muskel- und Nervenapparaten. St. Petersburg 1884 (russisch). Centralbl. 
f. d. medicin. Wissenschaften 1884. No. 5. »Wie rasch ermüdet der Nerv?« Die 
Meinung von der Unermüdbarkeit der Nerven wird wohl von der überwiegenden 
Mehrzahl der Physiologen getheilt, aber ganz ohne Widerspruch geblieben ist sie 
nicht: »Es liegen ja auch Beobachtungen vor, die dafür zu sprechen scheinen, 
dass in den Nerven selbst ein Verbrauch stattfindet. Ebenso weiß man heute 
nicht wo und wie in den einzelnen Neuronen einfach leitende Theile von solchen 
sich scheiden, die außer der Leitung noch andere Functionen besitzen, die man 
als centrale zu bezeichnen pflegt. Die äußeren Grenzen von Ganglienzelle und 
Nervenfortsatz können dafür nicht entscheidend sein, der Sitz der Ermüdungs-
	        
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