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Ueber Mosso’s Ergographen.
was wohl auf das Fehlen der Action der kurzen Handmuskeln zu
beziehen ist.
Die vorstehende Analyse der verschiedenen betheiligten Bewe¬
gungen stützt sich auf die genaue Beobachtung derselben; ob mau
aus dem Ergogramm auf die Superposition der betheiligten Wirkungen
Rückschlüsse machen kann, ist besonders zu untersuchen, es scheint
thatsächlich, wenn auch unsicher und schwierig, möglich zu sein.
Dagegen muss betont werden, dass unmittelbar eine Abgrenzung
jener Superpositionen unmöglich ist, und dass namentlich die letzten
Theile des Ergogramms in ihrem Wesen und in ihrem Werthe gleich
problematisch sind. Dass die isolirte Ermüdung eines Muskels oder
einer Muskelgruppe mit dem Ergographen nicht ausführbar ist, ist
ersichtlich; ob der Apparat so modificirt werden kann, dass er dies
leistet, ist hei den mechanischen Verhältnissen unserer Muskulatur
überhaupt unwahrscheinlich, denn wir agiren physiologisch niemals
mit einem Muskel, sondern immer mit Muskelgruppen, und eine zu
Stande kommende Bewegung ist ganz allgemein die Resultante aus
der Wirkung der Oontractionen mehrerer Muskeln; erst das coordi¬
nate Zusammenwirken dieser Muskeln führt zu unseren physiologischen
Bewegungen. Es scheint wohl, als oh, wenn man einen Muskel
derartig ermüden wollte, man ihn vorher anatomisch isoliren müsste,
was wohl am Frosch, aber nicht bei unseren Ergographenversuchen
ausführbar ist.
Daraus geht hervor, dass das Ergogramm überhaupt nur von
jemand beurtheilt werden kann, der die Anatomie und Mechanik des
Bewegungsapparates zuverlässig kennt. Schon aus diesem Grunde
gehört es nicht in die experimentelle Schulpsychologie und auch nicht
m die Hände der Mehrzahl der experimentellen Psychologen, denen
eine solche Kenntniss im allgemeinen leider nicht zuzutrauen ist.
Die anatomisch-mechanische Analyse muss aber sichergestellt und
richtig sein, bevor man überhaupt an die weitere Discussion des
Ergogramms herantritt. In der Hand desjenigen, der die Verhält¬
nisse übersehen kann, ist der Ergograph zur Gewinnung von Er-
müdungscurven immerhin brauchbar, man darf nur die Curve nicht
auf eine scharf circumscripte Muskelgruppe beziehen.
Es fragt sich aber, was hat man gewonnen, wenn man die Er-
müdungscurve hat ? Zunächst ist sicher, dass ein Kranker mit