Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
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riellen Welt stehenden Geistes darzustellen, und dass die Hülfe, 
welche die Haarspaltereien der sogenannten Metaphysiker gehen, 
nur eine sehr ungenügende sein möchte«. 
Wenn sonach meistens die klare Einsicht in das Problem, ja viel¬ 
fach sogar das Bedürfniss nach einer solchen fehlte, so muss es dop¬ 
peltes Interesse erregen, wenn ein Mann wie Euler sich aufs angele¬ 
gentlichste mit unserer Frage beschäftigt hat. Fassen wir darum seine 
Auseinandersetzungen näher ins Auge. 
§ 1. Euler. 
Leonhard Euler hat sich in drei verschiedenen Schriften über 
die Unterscheidung zwischen relativer und absoluter Bewegung aus¬ 
führlich ausgesprochen, in seiner »Mechanica« von 1736, in einer klei¬ 
neren gesonderten Abhandlung »Réflexions sur l’espace et le temps«1) 
von 1748 und in seiner »Theoria motus« vom Jahre 1765. 
In der dogmatischen Aufstellung der Begriffe des absoluten Rau¬ 
mes, der absoluten Zeit und der absoluten Bewegung weicht Euler 
von Newton nicht so sehr ab, als in den Begrün dungsversuchen, 
welche er folgen lässt. Immerhin verdienen seine Erklärungen jener 
Begriffe ein besonderes Interesse. 
Was nun zunächst den »absoluten Raum« anlangt, so hat Euler 
seine Ansichten über ihn im Laufe der Zeit nicht unbeträchtlich geän¬ 
dert. In der »Mechanica« gesteht er, dass man sich von einem (real 
existirenden) absoluten Raume und seinen »festen« Marksteinen (als 
solchen) nicht einmal eine bestimmte Idee bilden kann (Tom. I. § 7), 
und lässt dementsprechend die Frage nach seiner Realität oder Ideali¬ 
tät unentschieden. »Ob er existirt oder nicht, kümmert uns nicht, wir 
fordern vielmehr nur, dass man sich zur Betrachtung der absoluten 
Ruhe und Bewegung einen derartigen Raum vorstelle, und mit Bezug 
auf ihn über den Zustand der Ruhe oder Bewegung der Körper ur- 
theile. Denn am angemessensten wird sich die Berechnung so ein¬ 
richten lassen, dass wir im Geiste von der Welt abstrahiren, uns 
einen unendlichen und leeren Raum vorstellen und annehmen, dass 
1) Histoire de l’Académie Royale des sciences et belles lettres, 1748. Tome IV, 
Berlin 1750, p. 324—333.
	        
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