Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

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Ludwig Lange. 
anderen Fixsterne.1) Nun scheint dieser Hypothese allerdings 
die Yermuthung Martinis2) zu widersprechen, dass die Sonne zu 
den Sternen mit verhältnissmäßig kleinen Eigenbewegungen gehöre. 
Allein Martini selbst misst seiner Vermuthung keine besondere 
Sicherheit bei, und Argeiander nahm, wie bemerkt zu werden ver¬ 
dient, genau im Gegentheil an, dass die Sonne in die Classe der stark 
bewegten Fixsterne zu rechnen sei.3) Die Mehrzahl der Astronomen 
dürfte indess gegenwärtig der Ansicht sein, dass die ungenügende 
Kenntniss der Fixsternabstände eine auch nur einigermaßen genaue 
Bestimmung der »absoluten Sonnengeschwindigkeit« nicht ermög¬ 
licht. 4) 
So bliebe denn von der »absoluten Translation« der Sonne nach 
Abzug dessen, was der esprit métaphysique überflüssiger Weise 
hinzugedichtet hat, als thatsächlicher Rest lediglich die mittlere Be¬ 
wegung der Sonne relativ zum Fixsterncomplexe übrig. Man wird 
sich hiernach schwerlich der Täuschung hingeben, als sei der Ent¬ 
deckung William Hers cheis, auch abgesehen davon, dass sie in 
der Geschichte der Himmelskunde schon ein großartigeres Vorbild 
fand, nur entfernt eine ähnliche Tragweite wie der Entdeckung des 
Copernicus beizumessen. Dies wäre nur dann der Fall, wenn die 
gefundene Translation ihrem Wesen nach auf das barycentrische 
Inertialsystem des Fixsterncomplexes sich bezöge, wovon nach 
dem Vorhergehenden nicht die Rede sein kann. Für eine Dyna¬ 
mik der Fixsterneigenbewegungen, zu der es ja freilich noch gute 
Wege hat, wäre die von den Astronomen ermittelte Sonnenbewegung 
ein ganz werthloses Datum, es könnte hier höchstens eine noch zu er¬ 
mittelnde barycentrische Inertialdrehung in Frage kommen. Inso¬ 
fern also die Bemühungen der Astronomen um Feststel¬ 
lung jener Sonnenbewegung als Vorarbeiten zu einer 
Dynamik der Eigenbewegungen gelten sollen, sind sie 
als durchaus verfrüht zu betrachten. „ 
Aber auch aus dem Gesichtspunkte der reinen Phoronomie 
1) Wie das Bezugssystem dieser mittleren Bewegungen von Rechts wegen zu 
definiren ist, wird auf f. S. angegeben werden. 
2) A. a. O. S. 25. 
3) Vgl. Humboldt, Kosmos, Bd. I. S. 154. 
4) Vgl. P. A. Secchi, Die Sterne, S. 205f.
	        
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