Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

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Ludwig Lange. 
lation der Sonne, sondern auch von absoluten Translationen der Fix¬ 
sterne hergeleitet. Die Eigenbewegungen der Fixsterne seien, so 
heißt es, nur zu einem gewissen Theil »wahre«, zum anderen Theil 
aber scheinbare, parallaktische, bloß durch die Translation der Sonne 
(und damit auch unseres Standpunktes) hervorgebrachte Bewegungen. 
Um nun die »wahren Eigenbewegungen« der Fixsterne von den bloß 
parallaktischen Antheilen abzusondern, welche außer ihnen in den 
beobachteten Eigenbewegungen noch enthalten sind, gehen die Astro¬ 
nomen von der Vermuthung aus, dass (was Richtung und Geschwin¬ 
digkeit anlangt) die wahren Eigenbewegungen im Gegensätze zu den 
parallaktischen (eine einfache und bestimmte Regel befolgenden) 
Verschiebungen ganz regellos verstreut seien; dass also, wenn man 
nur eine hinreichende Anzahl von Sternen in Betracht zöge, die Re- 
sultirende ihrer wahren Eigenbewegungen sozusagen verschwinden 
müsste. ') 
Worauf aber stützt sich denn diese Vermuthung? Schlechter¬ 
dings auf gar Nichts! Denn woher will man wissen, dass nicht 
z. B. einmal der ganze Complex der Fixsterne einen gemeinsamen 
Antrieb erhalten und dadurch relativ zum absoluten Raume eine ge¬ 
meinsame geradlinige und gleichförmige Bewegung angenommen 
hat? Wir können nun einmal über die Bewegung relativ 
zu diesem Gespensterraume Nichts aussagen, ohne 
die unserer Erkenntniss gesteckten Grenzen zu über¬ 
schreiten. 
Wenn sich sonach die geläufige Anschauung, welche in der von 
den Astronomen gefundenen Translation der Sonne eine absolute 
Bewegung derselben erblickt, als vollkommen unhaltbar herausge¬ 
stellt hat, so bliebe doch vielleicht die Berechtigung übrig, jener 
Translation als bezüglich auf irgend ein conventionelles System eine 
gewisse Bedeutung beizumessen. Ehe wir aber untersuchen, in wel¬ 
cher Weise dieses conventionelle System etwa zu definiren wäre, gilt 
es, die zur Ermittelung der Fixsterneigenbewegungen von den Astro¬ 
nomen angewandte Methode in genauere Erwägung zu ziehen. 
Die Fixsterneigenbewegungen pflegen inRectascension [AR] und 
Declination il)) angegeben zu werden, sind aber keineswegs identisch 
1) P. A. Seechi, Die Sterne, Leipzig 1878. S. 203.
	        
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