Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
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unrichtig, sondern nur so unpraktisch, dass Niemand sie im Ernste 
der umgekehrten Bezugnahme vorziehen wird. Es sei mir gestattet, 
bei diesem Beispiele, zum letzten Male, auf Gegengründe Bezug zu 
nehmen. Man könnte gegen die Bewegung der Welt um den Tan¬ 
zenden zweierlei Einwände erheben, welche auf den ersten, aber 
auch nur auf den ersten Blick viel Gewicht zu haben scheinen. 
Erstens: Wie ist es möglich, dass der Tänzer durch seine geringe 
Muskelkraft die ungeheure Masse der Welt um sich herumwälzt ? 
Nach dem Princip von der Erhaltung der Flächen müsste doch er 
seihst dadurch in eine unendlich viel geschwindere Umdrehung ge- 
rathen ! Man vergisst hier, dass das Princip von der Erhaltung der 
Flächen sich auf ein Inertialsystem bezieht und nur insoweit, als es 
dies thut, auf Wahrheit beruht: Niemand behauptet ja, dass der 
Tänzer inertiell-ruhig bleibe und die Welt in Inertialdrehung versetze 1 
Zweitens: Zugegeben, der Tanzende könne die Erde in Rotation 
um sich versetzen, wie sollte sich diese Bewegung auf die übrigen 
Himmelskörper übertragen? Dazu müsste doch die Schwungkraft 
der Erde auf dieselben übertragen werden, was durchaus eine mate¬ 
rielle Verb in dung zwischen Erde und Himmelskörpern voraussetzen 
würde, welche ohne Zweifel nicht besteht ! Man vergisst hier, dass 
nur der Uehergang aus der Inertialruhe in die Inertialdrehung, nicht 
aber der Uehergang aus der Ruhe in die Bewegung schlechthin Kraft 
erfordert. Sobald man sich dies vergegenwärtigt, fällt es einem ge¬ 
radezu wie Schuppen von den Augen und man erkennt aufs klarste 
die Haltlosigkeit des zweiten gegen die Reciprocität der »Bewegung« 
soeben erhobenen Einwandes. Ganz ähnlich steht es nun mit allen 
derartigen Einwänden, wie sie sich uns wohl gelegentlich aufdrängen 
können, wenn wir vorübergehend einmal unser Fundament aus dem 
Auge verloren haben. Sobald wir einen solchen Einwand ernstlich 
prüfen, entdecken wir auf einmal die alte ewige petitio principii da¬ 
rin, welche infolge der Nachwirkung des trivialen Bewegungshegriffes 
anfänglich unseren Blicken verborgen blieb. 
Kehren wir nach dieser Abschweifung zur Exposition der mecha¬ 
nischen Fundamente zurück. Als zweite grundlegende Definition der 
Mechanik ist diejenige des Inertialsystemes, als dritte diejenige 
der Inertialzeitscala aufzustellen; beide Definitionen sind, wie 
kaum gesagt zu werden braucht, mit dem Ausspruche des Beharrungs-
	        
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