Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
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dieser Zweifel etwas Zufriedenstellendes anbieten?« (§ 167). Die Ant¬ 
wort des Philosophen läuft wesentlich hinaus auf einen Versuch, den 
realen absoluten Kaum durch den Lotze’schen »phänomenalen« 
Raum zu ersetzen. So wird die Möglichkeit, über die Drehung oder 
Nichtdrehung einer isolirten Kugel zu urtheilen, dadurch plausibel ge¬ 
macht , dass man sich selbst doch als Beobachter hinzuzudenken habe 
(§168f.|i M.a.W. es wird ein ideales Coordinatensy stem eingeführt, um 
die Dinge darauf zu beziehen. So unbestreitbar die Richtigkeit dieses 
Gedankens ist, so fehlt doch die nichts weniger als unwesentliche nähere 
Bestimmung über den dynamischen Charakter desjenigen idealen Coor- 
dinatensystemes, welches den absoluten Raum ersetzen soll, und man 
muss nothwendig die Definition des Inertialsystemes hinzufügen, um 
diese Lücke auszufüllen. 
Wenn wir L otzes Erwägungen nicht ohne Beschränkung hier¬ 
her gerechnet haben, so geschah dies darum, weil in dem letzten der 
citirten Paragraphen seines Werkes (§ 170) die Meinung ausgespro¬ 
chen ist, man müsse der äußeren räumlichen Bewegung als Antece¬ 
dens ein inneres unräumliches Geschehen in den bewegten Dingen 
zuordnen, welches seinerseits freilich unbegreiflich bleibe. Es ist 
hier nicht der Ort, die für eine solche Annahme vorgeführten Gründe 
zu kiitisiren. Es genügt zu bemerken, dass sie rein metaphysischer 
Natur sind und für die Dynamik nicht in Betracht kommen. In dieser 
Wissenschaft wäre die Annahme solcher innerer Zustände nicht von 
auf klärender, sondern im Gegen theil von verdunkelnder Wirkung. 
5. 
Einen wirklichen vollgültigen Ersatz für die veralteten metaphy¬ 
sischen Voraussetzungen des realen absoluten Raumes und der realen 
absoluten Bewegung zu liefern, unternimmt der Lösungsversuch des 
Verfassers. Da dieser Versuch seinen Grundzügen nach schon im Vor¬ 
hergehenden entwickelt worden ist, so wird es an dieser Stelle genü¬ 
gen, seine Hauptpunkte kurz, aber systematisch geordnet noch einmal 
zusammenzufassen. 
Wir haben gesehen, wie diejenige Definition der Bewegung, wo¬ 
nach das Wesen der letzteren in der äußeren Veränderung der rela¬ 
tiven Lage besteht, durchaus dem Geist der Wissenschaft am nächsten
	        
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