Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss, Schluss (3)

Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
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relativ zu ihnen auf. Aber abgesehen davon, dass doch ein con- 
sequenter Vertreter der Lehre von der Relativität der Bewegung im 
Rechte wäre, die Ruhe des nunmehr isolirten Sternes reichlich für 
ebenso bestreitbar wie seine Bewegung zu erklären (s. o. S. 358) — 
abgesehen hiervon folgt doch aus dem Verschwinden der äußeren um¬ 
gebenden Himmelskörper noch keineswegs Inertialruhe desSternes, 
folglich auch nicht Uebergang in die Kugelgestalt. Unser ideales 
Inertialsystem brauchen wir nicht aus dem Auge zu verlieren, so viel 
wir auch die Umgebung des Sternes hinwegdenken mögen. 
Die bleibende Abplattung werden wir aus einer Rotation des 
Sternes relativ zu einem Inertialsysteme oder, wenn man lieber will, 
aus einer Rotation eines Inertialsystemes um den Stern in befriedi¬ 
gender Weise und so einfach als möglich erklären können. Wäre auch 
jede Möglichkeit der praktischen Constitution eines Inertial¬ 
systemes in diesem Falle ausgeschlossen, so würde dies, da sich alle 
Erklärungen der Dinge nicht draußen, sondern in uns abspielen, ganz 
gleichgültig sein. Vorausgesetzt wird lediglich, dass wir bereits ein 
andermal ähnliche Centrifugalerscheinungen aus Drehungen zu wirk¬ 
lich construirten Inertialsystemen abgeleitet haben : wer noch nie in 
diesen Fall gekommen wäre, würde sich über die Möglichkeit einer 
Erklärung jener Abplattung überhaupt keine Gedanken machen. 
3. 
Die in neuester Zeit von physikalischer Seite gemachten Ver¬ 
suche, !) wenn auch nicht den absoluten Raum,1 2) so doch die absolute 
Bewegung3) beizubehalten, sind, was wenigstens die dafür beigebrach¬ 
ten wissenschaftlichen Gründe anlangt, implicite durch das Vorige so 
gut wie erledigt. Da hier von einer Verinnerlichung des Bewegungs¬ 
begriffes — wonach die Lagenänderung nur äußerer Erfolg der Be- 
1) Ygl. Maxwell, Substanz und Bewegung, deutsch von E. v. Fleischl, 
Braunschweig 1878. 
H. Streintz. Die physikalischen Grundlagen der Mechanik, Leipzig 1883. 
J. Thomson, Proceedings of the R. S. of Edinburgh, 1883/84. Vol. XII. No.116. 
p. 568—578. 
2) Ygl. Maxwell, a. a. O. S. 14. 93. Streintz, an vielen Stellen. J. Thom¬ 
son, 1. c. p. 573. 
3) Maxwell, S. 95—99. Streintz, S. 17. Thomson p. 577. 
Wundt, Philos. Studien. III. 44
	        
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