Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und
ihr voraussichtliches Endergebniss.
Ein Beitrag zur historischen Kritik der mechanischen
Principien.
Von
Ludwig Lange.
(Schluss.)
Capitel III.
Der Bewegungsbegriff von Newton bis auf die Gegenwart.
Die neue Periode des Bewegungsbegriffes, an welche wir nun
herantreten, zeichnet sich nicht durch einen ähnlichen großen Mei¬
nungskampf aus, wie die vorhergehende. Das macht, sie ist nicht
mehr an das gewaltige Problem des Weltsystemes geknüpft; denn
Copernicus hat den Sieg davongetragen. Der Begriff der Bewegung
entwickelt sich nun nicht mehr mit der Astronomie, sondern mit
der Mechanik als reiner mathematischer Disciplin. Newton hat
zuerst diese Aenderung herbeigeführt. Seine Terminologie gelangt
in den Principien der Mechanik zu immer allgemeinerer Geltung,
mag man ihr nun genau die Gedanken ihres Urhebers unterlegen,
oder mag man, unter unerlaubter Vermengung theoretischer und prak¬
tischer Maximen, das verhältnissmäßig unveränderliche »Firma¬
ment« als absoluten Raum, die Sternzeit schlechthin als absolute Zeit
gelten lassen. Wer streng an Newtons Lehre festhielt, ohne aber dabei
den großartigen teleologischen Hintergrund derselben zu billigen, der er¬
blickte in den Annahmen des absoluten Raumes und der absoluten Zeit
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