Ueber die hauptsächlichsten Versuche einer mathematischen
Formulirung des psychophysischen Gesetzes von Weber.
Von
Alfred Köhler.
Mit 2 Holzschnitten.
Das wissenschaftliche Gebäude der Psychophysik, wie es durch
die sinnes-physiologischen Arbeiten E. H. Weber’s begründet und
durch die werthvollen Untersuchungen G. Th. Fechner’s einer ge¬
wissen Vollendung entgegengeführt dasteht, beschäftigt seitdem viel¬
fach die Psychologen und Physiologen. Von den verschiedensten
Autoritäten auf dem genannten Gebiete ist das summarische Resultat
jener Arbeiten, nämlich das psychophysische Gesetz, welches Fech-
ner auf Grund des W eher’sehen Gesetzes als Beziehung zwischen
Reiz und Empfindung aufgestellt hat, der Discussion unterworfen
und sind gegen dasselbe nicht zu unterschätzende Einwände erhoben
worden; sei es nun, dass man überhaupt die Uebereinstimmung des
Gesetzes mit den empirischen Thatsachen bestritt; sei es, dass man
von rein theoretischen, apriorischen Gesichtspunkten aus dem Ge¬
setz keine Geltung zugestehen wollte. Aus diesen oder jenen Grün¬
den hat man daher geglaubt, an der mathematischen Formulirung
des Gesetzes Modificationen anbringen zu müssen, oder man hat we¬
nigstens das Fechner’sche Gesetz insofern verändert, als man ihm
eine von der Fechner’schen wesentlich verschiedene Deutung bei¬
legte. So kommt es, dass für die Beziehung zwischen Reiz und Em¬
pfindung eine ganze Reihe mathematischer Formuliruligen aufgestellt
worden sind, die um den Vorzug wetteifern. Diesen festzustellen, wir<l