Untersuchungen über das Tongediichtniss.
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sehen 32 und 1024 Schwingungen in der Secunde. Die beinahe 300
Zungen sind so vertheilt, dass in den beiden tieferen Octaven zwischen
je zwei ein Unterschied von genau 2 Schwingungen in der Secunde
besteht, während bei den drei übrigen Octaven dieser Unterschied
4 Schwingungen beträgt. Die Zungen sind den Octaven nach in luft¬
dichten, mit expansiven Decken versehenen Kästen befestigt, die mit¬
telst eines Blasebalgs mit Luft erfüllt werden. Wird das einer Zunge
entsprechende Ventil gezogen, so versetzt die ausströmende Luft augen¬
blicklich die erstere in Schwingungen. Beim Schließen des Ventils
hört der Ton momentan auf. Obgleich die auf diese Weise erzeugten
Töne nicht so rein sind wie die von Stimmgabeln auf Resonanz¬
kästen , so sind sie doch in anderen Beziehungen den letzteren vor¬
zuziehen. Insbesondere ist eine constante Intensität leichter zu er¬
reichen. Ebenso dürfen das An- und Abklingen ohne störende
Nebengeräusche oder Veränderung der Tonfarbe als Vortheile dieses
Instrumentes gelten.
An den ersten Versuchen betheiligten sich die Herren Thor aus
Christiania, Papai aus Buda-Pest und Dr. v. Bechterew aus St. Pe¬
tersburg. Das Instrument bediente ich. Die genannten Beobachter
waren nach ihrer Angabe unmusikalisch, was mit Rücksicht auf die
Allgemeingültigkeit der Resultate und die Einflüsse der Uebung als
vortheilhaft angesehen werden dürfte. Doch sind Versuche an musi¬
kalisch Geübten der Vergleichung halber wünschenswerth, und solche
wurden auch später angestellt. Die Intensität der Töne wurde möglichst
constant erhalten. Die Dauer der einzelnen Töne, welche ebenfalls
constant blieb, betrug eine Secunde. Zur Messung der Zeit diente ein
Metronom, welches Secunden schlug; für Zeiten länger als 30 Secun-
den benutzte ich ein Chronometer mit Springsecunden, welches Fünf¬
theile einer Secunde angibt. Die ziemlich lauten Tactschläge des
Metronoms könnten vielleicht als störendes Element betrachtet wer¬
den, doch zeigte es sich, dass dies nicht der Fall war; wenigstens trat
immer nach einigen Stunden Gewöhnung an das Geräusch ein. Viel¬
leicht dienen im Gegentheil die Tactschläge als leichte, anstrengungs¬
lose Fixationspunkte der Aufmerksamkeit, welche das Abschweifen
derselben verhindern. Außerdem machten es die rhythmischen Tacte
des Metronoms besonders leicht, die Dauer der Töne genau zu contro-