Volltext: Untersuchungen über das Tongedächtniss (3)

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H. K. Wolfe. 
Wegen der kleinen Anzahl der Versuche wird man diese Resultat, 
nur vergleichsweise betrachten dürfen. W. schätzt darnach bei 
4 Schwingungen nach einigen Monaten Uebung genauer bei 3 Minuten 
Zwischenzeit als im Anfang hei 15 Secunden. 
Ein constanter Einfluss der Ermüdung während der zwei Stun¬ 
den , die wir an einem Tage zu arbeiten pflegten, war kaum zu con- 
statiren. Höchstens an Ungeübten war dieser Einfluss bei längeren 
Zeitintervallen zu bemerken. Nicht selten fühlen sich die Zuhörer in 
der zweiten Stunde ermüdet, auch schätzen sie oft nicht ganz so gut 
Der Unterschied ist aber hei den meisten Beobachtern durchschnitt¬ 
lich sehr klein und entspricht dem Gefühle gar nicht. Diese That- 
sache ist dadurch erklärlich, dass während dieser kurzen Zeit eine 
vorübergehende Fertigkeit entwickelt wird, welche die Ermüdung 
zum Theil compensirt. Bei den kleineren Intervallen ist diese tem¬ 
poräre Einübung von größerem Einflüsse als die Ermüdung. So 
schätzt man z. B. hei kurzen Zeiten genauer in der zweiten Stunde, 
hei längeren dagegen in der ersten Stunde. An eine Ermüdung des 
Gehörnerven während dieser Zeit ist kaum zu denken, da die einzel¬ 
nen Töne bloß eine Secunde dauern, und das Ohr wie das Auge 
hauptsächlich nur durch dieselbe Empfindung rasch ermüdet wird. 
Mit wechselnder Qualität der Empfindung tritt die Ermüdung nur 
langsam ein. 
Um die Ermüdung weiter zu untersuchen, machte ich im October 
vorigen Jahres mehrere Gruppen unmittelbar nach einander. Die 
zwölf so gewonnenen Gruppen nahmen 11 Stunden in Anspruch, von 
8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends mit 10 Minuten Pause um Mittag. 
Jede Gruppe enthielt 121 Versuche mit den bisher gebrauchten Zeit¬ 
intervallen bis zu 30 Secunden. Die falschen Fälle der successiven 
Gruppen sind folgende : 
20, 29, 23, 20, 32, 18, 28, 29, 16, 20, 27, 23. 
Auf die erste Hälfte kommen also 142 falsche Fälle, auf die zweite 143. 
Die körperliche Ermüdung war peinlich ; die Empfindlichkeit für Töne 
jedoch vielfach vergrößert. Im Anfang musste ich die Aufmerksamkeit 
sehr anstrengen ; gegen Ende konnte ich dieselbe nicht erzwingen, das 
Schätzen aber schien fast mechanisch zu sein. Tabelle XII gibt die 
Anzahl der falschen Fälle, nach dem Tonverhältnisse, den Zeitinter- 
vallen und der Stellung der Gruppen geordnet.
	        
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