Psychometrische Untersuchungen.
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seits und Farben und Bildern andrerseits. Die Association zwischen
einem gedruckten Buchstaben oder Wort und seinem Namen erfordert
weniger Zeit und ist folglich eine engere als zwischen einer Farbe oder
einem Bild und dem zugehörigen Namen. Das erscheint uns erklär¬
lich, da die erstere Association viel häufiger geübt ist; jedoch würde
ich es a priori nicht vorausgesehen haben, da die Association zwischen
einer Farbe oder einem Gegenstand und dem zugehörigen Namen ge¬
bildet ist, schon lange bevor wir lesen lernen.
In den nunmehr zu beschreibenden Versuchen wurde anstatt
zweier Eindrücke und zweier entsprechender Bewegungen eine große
Zahl von Eindrücken genommen und jedesmal der, welcher vorkam,
vom Reagirenden benannt. In diesem Falle bestimmen wir die Zeit,
die man braucht, um einen Eindruck, z. B. ein Wort, zu erkennen und
zu benennen. Im vorigen Abschnitt haben wir annähernd die Zeit
bestimmt, welche man braucht, um ein Object zu erkennen. Die
Differenz beider Zeiten gibt uns daher die Zeit, welche man braucht,
um ein Object zu benennen.
Zunächst ermitteln wir die Zeit für Erkennung und Be¬
nennung eines Buchstaben. Benutzt wurden alle 26 Buchstaben
des großen lateinischen Alphabetes, und zwar kam jeder in jeder Reihe
einmal vor. Nachdem wir 13 Reihen gemacht hatten, wurden für die
einzelnen Buchstaben die Mittelwerthe berechnet, so dass wir die Mittel
aus je 13 Versuchen mit demselben Buchstaben erhielten; daraut
wurden die Reihen in der gewöhnlichen Weise corrigirt, indem die
drei Reactionen ausgelassen wurden, welche vom corrigirten Mittel¬
werthe am meisten abwichen. Da die einzelnen Versuche mit demselben
Buchstaben verschiedenen Zeiten angehören, finden wir die mittlere
Variation größer als gewöhnlich. Die Tabelle gibt die Resultate,
einerseits mit dem Schallschlüssel, andrerseits wenn ein zweiter Reagi-
render die registrirende Bewegung ausführte.